SWR2 Wort zum Tag

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Am 24. März 1980 war es, also vor gut 30 Jahren. Oscar Romero, Erzbischof von El Salvador, feiert den Gottesdienst. Sein Predigtthema lautet: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht." Mitten in dieser Predigt fällt der tödliche Schuss. Der Bischof ist sofort tot, Opfer jener Machtcliquen in Militär und Wirtschaft, die das Volk ausbeuten. „Wer leben will wie Gott auf dieser Erde, muss sterben wie ein Weizenkorn, muss sterben, um zu leben" Darüber predigte der mutige Mann, das wollte er in den Zeichen von Brot und Wein wieder tun, zusammen mit seiner Gemeinde und für sein Volk. Aber noch davor trifft es ihn am eigenen Leib. Was er predigt, wird blutig real.
Heute erinnert sich die Christenheit an das letzte Abendmahl. Was Jesus zu Lebzeiten so oft tat, das tat er damals auch angesichts des Todes: Er stiftet Gemeinschaft mit Gott und den Menschen, er isst und trinkt mit Ihnen, er teilt seine Gottesleidenschaft und seine Hoffnungsenergie mit allen, die sie nötig haben. Und wer hätte das nicht? „Nehmt und esst", sagt er: "Das ist mein Leib, das ist mein Leben, so bin ich für euch" - Verschwenderisch und großzügig teilt er sich aus, er gibt sich hin wie das Weizenkorn. Jesus hat keine Angst um sich selbst, er nimmt aus dem unerschöpflichen Reichtum von Gottes Treue. Da ist für alle genug. So lebt Jesus, so verhält er sich auch angesichts des Todes. Genauso machte es in Jesu Namen auch Oscar Romero, genau dazu sind alle Christen eingeladen, nein: alle Menschen. Nicht die angsthafte Sorge um sich selbst steht im Mittelpunkt, vielmehr Gottes Wille und das Wohl aller, besonders der Armen.
Nicht Brot und Wein sind das Wichtigste, es ist vielmehr die Art, persönlich zu teilen und sich mitzuteilen. Eine Solidargemeinschaft hat Jesus im Sinn, eine Zivilisation der Liebe. Dafür setzt er sich ein mit allem Herzblut, dafür nimmt er diese schwere Leidensgeschichte in Kauf. Abendmahl feiern ist nicht nur die Sache einer Stunde im Gottesdienst, es ist eine Lebensgeschichte. Das griechische Wort Eucharistie sagt es genau: dankbar für die Erwählung durch Gott, wird der Mensch frei für andere, für alle. Was das konkret bedeutet, ist mit Oscar Romero zu lernen und bei ihm. Nicht immer muss es das blutige Martyrium sein, Gott sei Dank. Aber das Lied hat schon recht: „Die Menschen müssen füreinander sterben. Das kleinste Korn, es wird zum Brot, und einer nährt den andern,// Den gleichen Weg ist unser Gott gegangen, und so ist er für dich und mich das Leben selbst geworden."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8000
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