Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Mir zittern richtig die Knie." Mehr brachte die neue Sekretärin nicht heraus, als ich ihr sagen durfte: Das Bewerbungsgespräch ist toll gelaufen - Sie haben die Stelle! „Mir zittern richtig die Knie", sagte sie. Unsere Zusage hat sie voll getroffen - sogar ihr Körper reagiert auf die Nachricht.
Zitternde Knie, die kenne ich auch gut. Mir haben sie gezittert, als ich an Fastnacht einen Auftritt hatte, als ich meinen ersten Arbeitstag an der neuen Schule hatte, als der Umzugswagen in unseren Hof einbog, um die gepackten Kisten abzuholen. Und als ich beim Rückwärtsfahren mit dem geliehenen Auto den Abstand falsch eingeschätzt habe. Schwierige, schöne, aber auch unfassbare Momente, die mir nahe gehen - da zittern die Knie. Das alles sind Situationen, die mich voll und ganz fordern und die offen lassen, wie es weitergeht, ob ich dem Ganzen gewachsen bin. Und ob ich will oder nicht: Da stehe ich  im Mittelpunkt. Da muss ich durch!
Ich gebe zu: Ich drücke mich gerne vor solchen Situationen - wenn es eben geht.  Aber manchmal kann ich mir auch nicht aussuchen, was passiert. Es geschieht einfach und dann bin ich gefragt - und muss mit meinen zitternden Knien klarkommen. Für mich gilt dann: Erst mal tief durchatmen! Oft hilft mir auch ein kurzes Stoßgebet, um die Ruhe zu bewahren.
Und dann erfahre ich auch immer wieder: Nehme ich eine neue Situation oder eine ergreifende Nachricht an und lass mich treffen von den Gefühlen, die sie auslösen, darf ich spüren: Ich zittere, aber ich falle deshalb noch lange nicht um. Ich erlebe: Ich bin auch an manchen Herausforderungen gewachsen, hab durchgehalten. Manchmal entdecke ich sogar ganz neue Seiten an mir. Das Zittern kann weichen! Nur Mut!

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