SWR2 Wort zum Tag

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06APR2010
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Alltag

von

Das Leben geht weiter, nach Ostern. Die Jünger surfen nach den aufregenden Ereignissen in Jerusalem allerdings nicht auf einer heiligen Erfolgswelle durchs Leben. Im Gegenteil, es scheint vielmehr, als ob ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Den Jüngern geht's nicht anders als mir heute: Nach Ostern geht der Alltag weiter. Ein Alltag, der hart ist, manchmal frustrierend. Die Jünger werfen die Netze aus, am See Genezareth. Und sie fangen: nichts.

So richtig frisch sieht die österliche Kirche nicht aus. Zum ersten Arbeitstreffen sind noch nicht einmal alle gekommen. Im Johannesevangelium wird erzählt, dass sich nur sieben der elf Jünger zusammenfanden.

Der Alltag ist mühsam, manchmal ist gar kein Erfolg zu sehen, trotz aller Anstrengungen. Manchmal könnte ich vergessen, dass Ostern war, dass uns gutes, erfülltes Leben versprochen ist - auch für den Alltag. Im Johannesevangelium werden die Jünger gefragt: „Was habt ihr erreicht?" Eine unbequeme Frage, worauf kann ich verweisen - auf zerrissene Netze und Hoffnungen, enttäuschte Träume, langweiliges Einerlei? Manchmal bleibt nur eine ehrliche Antwort: „Nichts," antworten die Jünger. Ein Offenbarungseid. Doch Gott hat geschworen, dass wir leben dürfen. Das macht Mut, gegen alle Hoffnungslosigkeit: Das Leben soll nicht vom grauen Alltag aufgefressen werden. Ostern ereignet sich, manchmal in unscheinbaren kleinen Mutmachern, die verhindern, dass ich aufgebe. Schon oft ist es mir, gerade in den erschöpften Momenten meines Lebens so gegangen, daß ich ganz unerwartet eine Atempause geschenkt bekam, ein erfreuliches Erlebnis, ein Lächeln. Nichts ist so profan, als dass Gottes Zuwendung nicht darin erkannt werden könnte. „Wagt es," sagt Jesus, „werft das Netz aus". Versuch´s noch mal, es gibt Hoffnung. Und: Du musst nicht alles alleine schaffen. Nach dem Fischzug lädt Jesus seine Jünger ein, er selbst hat den Tisch gedeckt. Selbst wenn du nichts gefangen hast: Der Tisch ist auch für dich gedeckt. An diesem Tisch haben alle Platz.

Sieben Jünger waren es damals, sechs kennen wir mit Namen. Und der siebte... Ich meine, es ist kein Zufall, dass offen bleibt, wie er heißt. Jeder kann hier seinen Namen einsetzen. Und erfahren, wie freundlich Gott ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7982
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