Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Gleich gibt's wieder Nachrichten. Viele sind gespannt darauf. Wir wollen ja Bescheid wissen und mitreden können. Die Nachrichten halten uns auf dem Laufenden. Sie bringen das, was gerade passiert ist. Sie lenken die öffentliche Aufmerksamkeit auf das, was anders ist als erwartet, anders, als es sich gehört. Nachrichten lenken den Blick auch auf Spektakuläres, auf Unfälle, Katastrophen und auf Verbrechen.Das ist wichtig, zumal es die Menschen interessiert. Aber eine Gefahr ist dabei: Nur das, was die Nachrichten und die Zeitungen bringen, wird wahrgenommen. Alles andere gibt es nicht. Und da nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind, verstärken sie oftmals das Negative; das, was gut läuft, kommt nicht in den Blick.
Ein Beispiel: Tausende arbeiten täglich dafür, dass bei der Eisenbahn alles möglichst reibungslos läuft. Wenn das klappt, ist das keine Meldung wert. Wenn die Züge sich aber wegen eines Wintereinbruchs erheblich verspäten, dann kommt die Bahn in die Schlagzeilen.
So ist es auch bei vielem anderen: Ein Politiker, der Geld unterschlägt, der fremd geht, der hat die öffentliche Aufmerksamkeit; ein Politiker, der still und redlich seine Arbeit tut, kommt in den Medien nicht vor. Es wird keine Notiz davon genommen, solange alles so ist, wie es sein sollte, solange alles gut läuft. Weil das selbstverständlich ist, allzu selbstverständlich.
Deshalb hätte ich einen Vorschlag. Die Fastenzeit dient ja dazu, dass wir mal aus gewohnten Bahnen herauskommen. Auch aus den eingeschliffenen Bahnen unserer Wahrnehmung, wie wir unsere Welt sehen. Mein Vorschlag: Lenken Sie Ihren Blick einmal bewusst auf all das, was scheinbar so selbstverständlich ist, auf all das, was gut geht. Nehmen sie einmal bewusst all die Menschen wahr, die unauffällig ihren Dienst tun, die einfach dafür sorgen, dass das Leben gut weiter geht. Die vielen Menschen, die das für unseren Alltag Notwendige gewährleisten, die Bäcker, die Mitarbeiter in den Elektrizitätswerken, in den Krankenhäusern und sonstwo. Richten Sie Ihre innere Aufmerksamkeit einmal auf die Mitmenschen, die still und ungenannt viel Gutes tun, in ihrem Beruf, in den Familien, in ehrenamtlichen Diensten. All diese Menschen sind für unsere Gesellschaft vielleicht wichtiger als diejenigen, denen die Schlagzeilen gewidmet werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7950
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