SWR2 Wort zum Tag

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Wie mit armen Menschen umgegangen wird, ist in der Bibel ein Prüfstein für echten Glauben. Armut ist in der Bibel kein Naturgesetz. Im Gegenteil: Sie wird kritisch beobachtet. Arme Menschen liegen dem Gott der Bibel besonders am Herzen und Jesus genauso.
„Weil ihr die Armen unterdrückt und nehmt von ihnen hohe Abgaben an Korn, darum sollt ihr nicht in euren Häusern wohnen und den Wein nicht trinken, den ihr gepflanzt habt."

So klagt der Prophet Amos im Namen Gottes die besonders Wohlhabenden seiner Zeit an. Er sieht die Rechtsordnung aus den Fugen, wenn Wohlhabende die Menschen neben sich nicht mehr wahrnehmen. Reichtum ist an sich nicht verboten, aber er verpflichtet. Weil er von Gott geliehen ist, von dem nach biblischer Vorstellung alles kommt. Das Leben, aber auch alles, was die Schöpfung gibt, auch der Besitz, den man haben kann.

Man kann diese biblischen Maßstäbe nicht eins zu eins in unsere Welt übertragen. Aber als Christ kann man sie auch nicht ignorieren, finde ich. Wie mit Armut und armen Menschen umgegangen wird, ist heute wieder Prüfstein für echten Glauben. Und auch Prüfstein für das weltweite Finanzsystem. Ob es immer weiter aus der Balance gerät indem es immer mehr Menschen in die Armut treibt oder ob es diesen Prozess umkehren kann.

Deshalb berufen sich kirchliche und christliche Organisationen wie Misereor oder Brot für die Welt und andere auf diese biblischen Maßstäbe. Sie machen zur Zeit aktiv mit bei der Kampagne „Steuer gegen Armut". Sie wollen damit auch unserer Bundesregierung den Rücken stärken: Diese soll nicht umkippen, sondern sich dafür einsetzen, dass endlich weltweit eine Steuer auf Finanztransaktionen eingeführt wird. Vor allem auf Finanzspekulationen um diesen den Nährboden zu entziehen.

200 bis 700 Milliarden US-Dollar könnten mit dieser „Steuer gegen Armut" pro Jahr schätzungsweise eingenommen werden. Eine Menge Geld. Drei Dinge sollten mit diesem Geld in Angriff genommen werden:
1. Die Ärmsten in der Welt sollten unterstützt werden, die unter der Finanzkrise am stärksten leiden. 2. könnte man armen Ländern damit helfen im Kampf gegen den Klimawandel und 3. könnten aus der Steuer auch soziale Ausgaben für arme Menschen bei uns finanziert werden.

Natürlich ist diese „Steuer gegen Armut" umstritten. Die USA zB. wollen sie nicht. Darum bittet die Kampagne auch Sie und mich, dass wir der Kanzlerin schreiben und ihr den Rücken stärken, dass sie sich weiterhin für die „Steuer gegen Armut" einsetzt. Wie wir mit armen Menschen umgehen, ist ein Prüfstein für Glauben und Gerechtigkeit.

http://www.steuer-gegen-armut.org/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7947
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