SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Was sind eigentlich die Kräfte und Faktoren, die unser Leben bestimmen? Sind es die Naturgesetze? Ist es Gott? Der Zufall? Oder ist jeder seines eigenen Glückes Schmied? Im Bekanntenkreis neulich hatten wir dazu eine angeregte Diskussion.

Die Fragen sind ja spannend. Sie sind nicht einfach zu beantworten in Zeiten, wo die Wissenschaft alle Vorgänge in Natur und Geschichte prinzipiell aus überprüfbaren endlichen Kräften heraus erklärt. Und die Kausalketten, soweit es geht, zu schließen versucht.

Andererseits ist klar: der biblische Gott handelt und wirkt in die Welt hinein. Ein Gott, der lediglich eine gedankliche Konstruktion oder ein philosophisches Prinzip wäre, weit weg vom realen Geschehen, dieser Gott hätte nichts mit dem Gott zu tun, zu dem sich Juden wie Christen bekennen.

Wenn das aber so ist, dann kann für einen gläubigen Menschen nicht der Zufall das entscheidende Moment sein, das sein Leben bestimmt. Denn der Zufall ist, wenn er auch bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt, unberechenbar und willkürlich.

Bei Gott ist das anders. Viele Menschen, die ihr Leben im Vertrauen auf Gott führen und geführt haben, sprechen, wenn sie Überraschendes erleben, statt von Zufall von Fügung. Sie haben erfahren, dass Gott in ihrem Leben handelt – so wie es der Beter des 23. Psalms bekennt: „Der Herr ist mein Hirte. Er führet mich auf rechter Straße.“

Ein Gebet, das zu den bekanntesten des Alten Testaments gehört. Darin spricht sich ein Glaube aus, der Gott in den Höhen und Tiefen des Lebens am Werk sieht. Ja, sogar in dem, was auf den ersten Blick wie ein Zufall erscheint. Denn auch der Zufall kann für einen gläubigen Menschen zu einem Fingerzeig Gottes werden.

Alles nur Einbildung? Ich glaube das nicht. Denn genauso wie Wissenschaft eine empirische Grundlage von Fakten hat, mit der sie arbeitet, beruft sich der Glaube auf die Erfahrungen einer langen Glaubensgeschichte. Alles, was mir begegnet und geschieht, hat in dieser Landkarte des Glaubens seinen Ort und Sinn. Kein Lachen und kein Weinen, keine Erfolge und keine Abstürze, die darin nicht aufgehoben wären.

So begreife ich dieses Gebet und möchte es zu meinem eigenen machen: Der Herr ist mein Hirte und nicht der blinde Zufall. Er führt mich auf rechter Straße und nicht in ein undurchschaubares Dickicht. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7907
weiterlesen...