SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Hinfallen ist menschlich, liegen bleiben ist teuflisch, aufstehen ist göttlich.“ – Ich weiß nicht, von wem dieses Bonmot stammt. Aber die dreifache Pointe, die darin steckt, gefällt mir.
„Hinfallen ist menschlich“ – wohl deshalb, weil auch der aufrechte Gang menschlich ist. Es ist dem Menschen eigen, dass er auf den Füßen balancierend sich fortbewegt und dadurch die Hände frei hat. Der Kopf ist erhoben, die Augen sind in die Tiefe des Raums gerichtet. Das Gesichtsfeld weitet sich.
Man hat in dieser Gangart etwas von der dem Menschen eigenen Würde gesehen. Wir sprechen vom „aufrechten Gang“, wenn jemand seiner selbst bewusst ist, wenn er nicht durch Arbeit niedergedrückt oder durch andere Menschen gedemütigt wird.
Der „aufrechte Gang“ ist ein Schlüsselwort für die Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen. Doch in der Freiheit liegt das Risiko des Irrtums. Wer wirklich frei ist, für sich selbst zu entscheiden, riskiert dabei, sich zu täuschen: „Hinfallen ist menschlich.“
„Liegenbleiben ist teuflisch.“ – Meine Freiheit und meine Würde gehen verloren, wenn ich mich von meinen Fehlern niederstrecken lasse; wenn ich mich weigere, aus einem Fehler zu lernen; wenn ich es ablehne, nach einer Ursache dafür zu suchen, warum ich gefallen bin – dabei könnte das helfen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Ich bleibe liegen, weil es bequemer ist liegen zu bleiben. Doch mit dem Liegenbleiben wird es nur schlimmer. Es raubt den letzten Funken Selbstvertrauen.
Das ist wahrhaft teuflisch, denn das Teuflische ist das, was mich in meinem Menschsein zerstört.
„Aufstehen ist göttlich.“ – Vom Aufstehen ist die Rede, nicht von Auferstehung. Und doch spielt es deutlich darauf an: Jesus blieb nach seinem schmählichen Kreuzestod nicht im Grab, sondern wurde zu neuem Leben auferweckt. Das ist ein göttliches Wunder. Jesus stand auf zu neuem Leben. Wenn mitten im Tod, in der Angst oder Verzweiflung neue Hoffnung aufkeimt, wenn ich mitten in einem Tief spüre, dass sich in mir Lebenslust regt – dann ist dies ein göttliches Wunder.
Es ist göttlich, dass nicht alles, was hinstürzt, am Boden liegen bleiben muss; dass es einen neuen Anfang, ein neues Sich-Hinstellen, gibt. Göttlich ist es, dass mir nach der Nacht ein neuer Tag geschenkt wird. In jedem Morgen liegt ein Schein vom Licht des Auferstehungsmorgens. Ich stehe auf, um den neuen Tag mit Gottes Kraft und Hilfe zu erleben.
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