SWR2 Wort zum Tag

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„Die Waffen nieder!“ mit diesem Schlachtruf hatte sie sich in den Kampf gegen den Krieg gestürzt. Mit all ihrer Kraft, ihrer Intelligenz, ihrem Ehrgeiz setzte Bertha von Suttner sich für den Frieden ein. Dafür erhielt sie 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis. In ihrer Dankesrede beschrieb sie die Lage der Welt so: "Nichts als Brände, Raube, Bomben, Hinrichtungen, überfüllte Gefängnisse, kurz eine Orgie des Dämons Gewalt... Festungen werden gebaut, Unterseeboote fabriziert, kriegstüchtige Luftschiffe probiert, mit einem Eifer, als wäre das Losschlagen die sicherste und wichtigste Angelegenheit der Staaten."
In jungen Jahren schwärmte Bertha von Suttner, die Komtess und Tochter eines Generals, für Fahnen und Uniformen. Später kommentierte sie diese Zeit mit den Worten: „Man hat Ohren und hört nicht. Man hat Augen und sieht nicht.“ Und, setzte sie hinzu, man hat „Gehirn und denkt nicht“.
Bertha von Suttner hatte einen unbestechlich klaren Blick für die Hölle, die sich die Menschen mit ihren Kriegen bereiten. Sie erklärte den Krieg für den Gipfel der Unmoral. Er wälzt alles Gute nieder und bedeutet das Ende jeder gewachsenen Kultur. Und sie sprach offen aus, dass sich die Kirche mitschuldig macht, wenn sie Waffen segnet und den Glauben nährt, Gott würde im Krieg helfen.
Bertha von Suttner wusste, dass man sie für eine „Närrin“ hielt, wenn sie gegen den Krieg, gegen religiösen Fanatismus und Menschenrechtsverletzungen und die Benachteiligung der Frau ins Feld zog. Die immer elegant gekleidete Gräfin war überzeugt davon, dass Männer und Frauen gleichwertig sind, im Guten und leider auch im Schlechten. „Begeisterung für Kriegstaten und Kriegshelden findet man bei Frauen so gut wie bei Männern.“, schrieb sie. Vergeblich sei es, von Frauen als solchen zu erwarten, dass sie die Friedensbewegung zu ihrer Sache machten. Nur wenn Frauen und Männer hier zusammenarbeiten, sei ein Fortschritt möglich.
Bertha von Suttner ahnte, dass ihr Einsatz für den Frieden in Friedenszeiten überflüssig, in Kriegszeiten hilflos erschien. Aber sie gab nicht auf. Es hat einmal einen letzten Sklavenmarkt, einen letzten Hexenprozess gegeben, sagte sie. Euer Verstand muss sich gegen den Krieg auflehnen. Und euer Herz muss sich dagegen empören, dass es immer noch Krieg gibt. Bertha von Suttner war nicht naiv, sie war idealistisch, und Menschen wie sie bleiben unsere einzige Hoffnung.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7830
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