Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Freunde sucht man sich Geschwister hat man. Und damit immer Konkurrenz.
Denn:
Geschwister wollen es wissen, wen die Eltern am liebsten haben. Und dann gibt es manchmal Eifersuchtsgeschichten, die dauern ein Leben lang. Wie bei Jakob und Esau, den Zwillingen aus der Bibel. Könnte Jakob die Geschichte von dem Segen erzählen,
den er sich ergaunert hat, dann würde das wahrscheinlich so klingen:
„Ich Jakob“, würde er zuerst einmal sagen, „komme viel zu schlecht weg, in der Geschichte.
Ihr meint vielleicht, an dem Segen, den ich mir zugegebenermaßen von meinem Bruder, dem Tollpatsch, erschlichen habe, an diesem Segen wäre alles gelegen.
Von Wegen Segen…Ich habe teuer bezahlen müssen für meinen cleveren Trick, bei dem ich übrigens von meiner lieben Mama wundervoll unterstützt worden bin, wie immer.
Genau genommen hat sie mich quasi überredet. Zunächst möchte ich aber darauf verweisen, dass ich bereits vor der Sache mit dem Segen einfach der Bessere war.
Hirte sein mit Haus und Hof, das ist doch allemal solide. Anders als der herumstreunende unrasierte Jägersmann, der täglich am Verhungern ist, weil er nichts erbeutet hat. Meine Mama hat das genau so gesehen. Und die muss es wissen! Nur Isaak, unser Vater, der war versessen aufs Essen, ganz wild auf Wild.
Das er von Esau bekam und nicht von mir. Das hat mich eifersüchtig gemacht und da habe ich es wissen wollen und ging aufs Ganze.
Ich wollte den Segen bekommen vom Vater, der Größte, der Erste sein. Das hat meine Mama übrigens genau so gesehen. Also mussten wir da ein bisschen nachhelfen.
Esau hab ich abgespeist mit Linsen. Dafür hat er mir den Vortritt gelassen.
Dann hab ich mich dem blinden Vater als Esau vorgestellt, der hat den Wildbraten gerochen und die Sache war gegessen.
Sich regen bringt Segen! Aber dann musste ich leider fliehen vor Esau, dem zornigen Zornnickel, und kam zum bösen Onkel Laban. Sieben Jahre ließ er mich schuften, der Schuft genau, für die falsche Frau.
Dann noch mal sieben Jahre für die Richtige. Schließlich bin ich auch da weggelaufen. Nach zwanzig Jahre Sklaverei!
Das ist aus dem so reich gesegneten Jakob, dem Lügner, geworden. Und dann auf der Flucht kommt mir mein guter Bruder Esau entgegen. Ich musste mit allem rechnen und ihn deshalb mit Geschenken überhäufen. Mit Speck fängt man Mäuse! Wir haben uns dann brüderlich umarmt und geküsst, dass uns nur so die Tränen flossen. Vielleicht war das der eigentliche Segen. Wenn das Mama wüsste…
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