Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist schon wieder Samstag. Mensch, wie die Zeit vergeht!
Da habe ich gerade die Kugeln vom Weihnachtsbaum auf den Dachboden getragen, bin wieder zurück, mach mir einen doppelten Espresso, trink den in Ruhe, da sagt meine Frau, ich soll doch bitte mal auf den Speicher gehen, den Osterschmuck runter holen.
Je älter man wird, umso schneller geht’s.
Und jetzt ist mir auch eine Idee gekommen, was der Grund dafür sein könnte.
Vielleicht ist es ähnlich wie bei einer Reise, einer langen Fahrt, einem weiten Weg.
Wenn man wegfährt, ein weites Ziel ansteuert, dann geht das doch erst einmal ziemlich langsam vorwärts. Scheinbar gar nicht. Als Kind ist es doch eine gefühlte Ewigkeit, bis es endlich Weihnachten wird, mein Geburtstag kommt, Ferien anfangen, Zahnschmerzen aufhören.
Mehr als eine lange Weile dauert das andauernd.
Es zieht sich eben hin. Das ist so bei einer Reise auf dem Hinweg. Anders wird es erst, wenn es wieder heimwärts geht. Heimzus geht’s schneller.
Das wundert mich jedes Mal wieder. Auf dem Heimweg ist alles viel leichter und gar nicht mehr so lahm und langsam.
Und so könnte das doch auch mit unserem Lebensweg sein.
Am Anfang, wenn wir zur großen Reise aufbrechen, dann zieht sich das, geht uns alles nicht schnell genug:
Bis wir endlich in die Schule kommen, aus der Schule kommen, Führerschein, Beruf, Partner, was Eigenes haben.
Und dann, kaum sind wir angekommen an unseren Zielen, an einzelnen jedenfalls, nicht an allen natürlich, da geht’s auf einmal rasend schnell.
Das ist eine Menschheitserfahrung, die seit Jahrtausenden so gemacht worden ist.

Schon im alten Psalm 90 heißt es:

„Unser Leben währet 70 Jahre,
wenn es hoch kommt sind es 80 –
und es geht schnell dahin,
so als flögen wir davon“.

Da kann einem - heimzus- schon ein bisschen schwindlig werden.
Grund genug, jeden Tag bewusst zu leben.
In Gottes Namen wünsch ich:
Gute Reise!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7804
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