SWR2 Wort zum Tag

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In der nächsten Woche entscheidet das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, ob Menschen Gott spielen dürfen. Dann stellt sich heraus, ob Menschen alles über jeden wissen dürfen. Ein Grundsatzurteil wird erwartet: Inwiefern ist die Vorrats-Speicherung von Daten aus Internet- und Telefonverbindungen zulässig?
„Warum sollte man Daten nicht speichern dürfen?“ fragen die Befürworter. „Der unbescholtene Bürger hat nichts zu befürchten. Zumal die Inhalte nicht angezapft werden.“ Stimmt - aber das ist auch gar nicht nötig. Unglaublich, aber wahr, schöne neue Welt: Unsere reinen Verbindungsdaten allein genügen, um unser Leben zu durchschauen, zu wissen, wem wir vertrauen, was für Probleme wir haben, wo wir uns bewegen. So wenig wie Adam sich im Paradies hinter den Büschen verstecken konnte, so wenig gelingt dies vor dem - leider anonymen - Auge der digitalen Überwachung. Ohne eine einzige e-mail oder ein einziges Telefonat direkt abgehört zu haben erschließt sich aus den reinen Daten das soziale Netzwerk und die Stellung eines Menschen in der Gesellschaft. Wer so viel weiß, hat Macht - gottähnliche Macht, wie ich finde, nur dass für mich das Auge Gottes zu einem liebevollen Schöpfer gehört, während ich nicht weiß, welche Augen meine digitalen Kommunikationsdaten erforschen. Mag sein, heute gehören sie zu einem demokratischen Staat, morgen könnten diese digitalen Möglichkeiten einer menschenfeindlichen Diktatur zur Verfügung stehen. Im übrigen meine ich, dass meine Kommunikationsdaten meine Privatsache sind und niemanden etwas angehen.
Von Anbeginn der Schöpfung haben Menschen - siehe Adam - sich gegen Gott aufgelehnt, haben mit ihm um ihre Selbstbestimmung gekämpft, auf ihrer Unabhängigkeit beharrt. Eine lebendige, spannungsreiche Geschichte zwischen Mensch und Gott ist daraus entstanden, in der beide Seiten gelitten und geliebt haben. Solch ein lebendiges Miteinander kann ich mir mit den Herren der Vorratsdatenspeicherung nicht vorstellen. Zumal sie wohl auch - im Gegensatz zu Gott - kein Interesse haben, mit mir über meine Wege zu diskutieren - sie wollen sie nur kennen. So dass ich mich nicht verstecken kann, so gern ich es auch möchte, es sei denn, ich verzichte auf e-mails, sms und Telefon. Wer kann das schon. Ich nicht.
In der nächsten Woche entscheidet es sich, ob wir ab sofort eine zweite Instanz haben, vor der wir uns nicht verstecken können. Gott bewahre uns und schenke den Richtern seine göttliche Weisheit. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7789
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