SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag


In den letzten Tagen habe ich Erfahrungen mit dem Schnee gemacht. Morgens musste ich mich bei starkem Schneetreiben zur Arbeit geradezu durchkämpfen. Die Mütze tief heruntergezogen, weil der Wind mir den Schnee so fest ins Gesicht blies, dass ich kaum etwas sehen konnte. Und ich dachte: Wie wäre es jetzt, wenn ich nicht aus einer warmen Wohnung käme und in eine geheizte Schule ginge? Wenn ich ganz auf mich gestellt irgendwo im Winter unterwegs wäre, vielleicht auf der Flucht? Wenn ich nicht wüsste, wo ich hingehöre und ob sich überhaupt ein Ort findet, wo ich bleiben darf?

Viele Menschen haben das ja einmal erlebt. Unterwegs sein in Not und Kälte, ohne zu wissen, wo man hingehört. [Und immer noch erzählen sie davon, wie es war, damals auf der Flucht, oder als man sie im damaligen Russland zwang, ihre Dörfer zu verlassen und nach Sibirien umsiedelte.] Und wo immer sie dann landeten: Sie waren nicht willkommen, man empfing sie mit Mißtrauen und Ablehnung. Zu den Schmerzen über die verlorene Heimat kam die Kränkung, nicht gewollt zu sein.

So ein Schneesturm und die Erfahrung von Kälte und Verlorenheit kann aber auch zum Bild für das eigene Leben werden. Man fühlt sich verlassen, Kräfte zerren an einem, man sieht den Weg nicht mehr vor sich, und das weiterkommen ist ein mühsamer Kampf. In so eine Sturmsituation hat Jesus etwas sehr tröstliches gesagt: Seid nicht bestürzt, habt keine Angst. Vertraut auf Gott und vertraut auf mich. Denn im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen, und ich gehe voran, um alles für euch vorzubereiten.

Ein starkes Wort, hineingesprochen in Kälte und Ausweglosigkeit. "Du bist nicht allein. Du bist nicht unterwegs ohne Richtung und ohne Ziel. Weiter vorn, da steht ein Haus, und der dort wohnt, wartet. Es gibt genügend Plätze. Du wirst ihm nicht lästig sein. Das Zimmer, indem du wohnen wirst, ist gerichtet. Und ich gehe vor dir her, um dir den Weg zu bahnen und dich dorthin zu bringen. Allein würdest du den Weg nicht finden. Aber an meiner Hand kannst du es schaffen."

Mir kommt es vor, als würde Gott mit diesen Worten seine Hand nach mir austrecken. Er verhindert den Sturm nicht, nicht das Altwerden mit seinen schmerzhaften Abschieden, nicht das Erkalten und Zerbrechen von Beziehungen.
Er verhindert mein Leben nicht und auch nicht meinen Tod.
Aber er bringt mich dorthin, wo es gut ist.
Deshalb will ich auf Gott vertrauen und auf den, der mich zu ihm bringt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7758
weiterlesen...