SWR3 Gedanken

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Ich war 5 Jahre alt. saß im elterlichen Bett und habe meinen Vater gefragt: „Warum müssen Menschen eigentlich sterben?“

Eine schwierige Frage. Vielleicht besonders für Väter. Das ist nicht gerade ihr Gebiet. Die reparieren lieber Sachen, wenn sie kaputt gehen, oder werfen sie eben weg, wenn gar nichts mehr geht. Tote Tiere werden im Garten verbuddelt, ok, aber warum das alles???

Geh mal zu Mama, die weiß das vielleicht.“ Oder: „Du hast doch Religion in der Schule, frag doch da mal den Pfarrer, der muss das doch wissen.“ Delegieren muss man ja heutzutage können. Es ist nicht wichtig, dass man alles weiß, aber man muss jemanden kennen, der es weiß. So kommt man gut durchs Leben.

Ich bin froh, dass mein Vater mir eine Antwort gegeben hat. Keine, die man in der Bibel findet, keine die er irgendwie auswendig gelernt hat, sondern eine, die ich damals als fünf oder sechsjähriger Junge verstehen konnte. Er sagte „Gott braucht Menschen hier auf der Erde und im Himmel. Und wenn Gott einen Menschen im Himmel braucht, weil er da was für ihn machen soll, dann muss er hier auf der Erde sterben und kommt in den Himmel.“

Das hab ich mir gemerkt- bis heute. Und sogar jetzt als Pfarrer finde ich diese Antwort auf dreifache Weise genial: zum einen war sie kindgerecht. Und sie war zugleich eine Antwort mit Tiefgang. Und schließlich freut es mich am meisten, dass mein Vater sie mir gegeben hat. Dass er mir mit dieser Antwort auch etwas von seinem Glauben gezeigt hat. Worauf er denn so vertraut im Leben und im Sterben.

Ich wünsche mir, dass ich das auch mal kann, wenn mein Sohn so alt ist und im Bett sitzt und ihn die großen Fragen plagen: Dass ich ihm nicht ausweiche, sondern sage, wie ich es mir vorstelle. Dass ich ihm eine Antwort gebe. Meine eigene Antwort.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7743
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