SWR3 Gedanken

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Ein kleiner Bäckerladen an einer Hamburger Hauptverkehrsstraße. An den Stehtischen wärmen sich ein paar Gestalten, die nicht gerade nach guter Kundschaft aussehen. Trotzdem bestellen sie Kaffee und süße Stückchen. Anstatt zu bezahlen deuten sie auf den Haken, der über der Ladentheke hängt. Kaffeepause ohne Geld, das scheint hier zu funktionieren.
Es funktioniert, weil in dieser Bäckerei die Aktion „Brot am Haken“ läuft. Immer wenn ein Kunde Geld übrig hat, dann zahlt er einfach ein Brot, einen Kaffee oder ein süßes Stückchen mehr als er haben will. Dafür kommt dann ein Gutschein an den Haken über der Ladentheke. Jemand, der kein Geld hat, darf sich dann an den Gutscheinen bedienen. So wie die Männer, die sich an den Stehtischen aufwärmen.
Eigentlich eine uralte Idee. Die ersten Christen haben sich sonntags in ihren Häusern getroffen. Jeder hat mitgebracht, was er zu Hause hatte. Die einen mehr, die anderen weniger, manche gar nichts.
Klar, man hat mit diesem Essen an Jesus und das letzte Abendmahl erinnert. Aber die ersten Christen wollten damit auch deutlich machen, dass Jesus immer für diejenigen da war, die nichts hatten, oder die niemand mochte. Und dass sie es genauso machen wollen.
Ich finde, die Aktion „Brot am Haken“ ist ein echtes Sahneschnittchen. Die Bäckerei fördert den Gedanken, von seinem Reichtum etwas abzugeben. Und sie zaubert das ein oder andere Lächeln auf Gesichter, die sonst vielleicht etwas weniger zu Lachen haben.

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