SWR3 Gedanken

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Wenn ich meine Pfandflaschen im Supermarkt in den Container werfe, finde ich seit kurzem einen neuen Knopf. Wenn ich den drücke, dann landet mein Pfandgeld nicht in meinem Geldbeutel, sondern wird für einen guten Zweck gespendet. In diesem Fall für den Bundesverband der Deutschen Tafel, die Bedürftige mit Lebensmitteln unterstützt.

Gute Idee. Erfunden haben’s zwei Berliner namens Raul Krauthausen und sein Cousin Jan Mörsch. Bei einem Ideenwettbewerb unter dem Motto „Was fehlt in der Welt“ reichten sie im Juli 2005 das Projekt mit dem sinnreichen Namen „Pfandtastisch helfen“ ein und gewannen prompt den ersten Preis. Mittlerweile hat die Idee bundesweit Nachahmer gefunden.

Die beiden Erfinder nennen sich mit leicht ironischem Augenzwinkern „Die Sozialhelden“. Weil sie der Überzeugung sind, dass soziales Engagement Spaß machen muss und kann. Eine Überzeugung, die offensichtlich ansteckend ist. Denn mittlerweile schart sich um die beiden Initiatoren ein großes Netzwerk von Freiwilligen, die mit kleinen Schritten die Welt ein wenig besser machen wollen.

Was bewegt Menschen dazu, für andere Sozialhelden sein zu wollen? Raul Krauthausen meint dazu simpel und ergreifend: „Mein Cousin und ich hatten eine tolle Kindheit, einfach alles, was wir brauchten. Das möchten wir anderen auch ermöglichen.“ Starke Worte. Denn Raul Krauthausen leidet von Geburt an an der Glasknochenkrankheit und sitzt im Rollstuhl.

Das hindert ihn aber nicht daran, am Tag durchschnittlich 80 Kilometer hinter sich zu bringen, um an alten und neuen Projekten zu arbeiten. Mitleid ist ihm dabei zuwider. Mit seinen Ideen will er Aufmerksamkeit erregen und Menschen zum Umdenken bringen.

Er selbst findet sich gar nichts Besonderes. Oder anders gesagt: Jeder kann ein Sozialheld sein. Wenn er einen Blick hat für das, was nicht gut läuft, und bereit ist, kreativ daran etwas zu ändern. Die Sozialhelden machen’s vor. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Aber mit pfandtastisch viel Spaß am Helfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7691
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