SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Gott schuf die Welt in sieben Tagen. Am Dienstagnachmittag um 16.33 Uhr machte er jedoch eine Pause. Diese Zeit nutzte der Teufel, um den Nacktmull zu schaffen.“ Satirische Zeilen über ein Tier, das schon ziemlich hässlich aussieht. Der Nacktmull.

Falls Ihnen noch nie einer untergekommen ist, hier eine kurze Beschreibung. Der Nacktmull lebt in Afrika und sieht aus wie eine nackte Ratte mit riesigen Zähnen. Seine Augen und Ohren sind so klein, dass man sie kaum sieht. Und seine Haut schlägt ziemlich viele Falten. Nicht gerade das geeignete Haustier für die lieben Kleinen.

Dafür aber ein geeignetes Versuchstier für die Pharmaindustrie. Denn dem Nacktmull fehlt eine Substanz namens P, die in der Haut der anderen Säugetiere zuständig ist für die Schmerzwahrnehmung. Ob glühende Lampen oder Schnittverletzungen, dem Nacktmull tut’s nicht weh. Und das macht den Nacktmull so interessant für die Forschung. Weil dem Säugetier Mensch dauernd etwas weh tut.

Aber genau da sind wir wieder bei der Schöpfung. Ich glaube nämlich nicht, dass Gott mit dem Nacktmull nichts zu schaffen hat. Ganz im Gegenteil. Womöglich hat Gott gerade dieses Tier mit besonderer Liebe in die Welt gesetzt. Das im Lauf der Evolution Fähigkeiten entwickelt hat, über die wir Menschen nur staunen können.

Und beim Staunen sollte es auch bleiben. Angesichts von circa 2, 5 Millionen Tieren, die jährlich in unserem Land als Testmaterial für Tierversuche herhalten müssen. Ob Maus oder Ratte, ob Katze oder Hund – Gott hat Lebewesen erschaffen. Und kein Testmaterial. Freilich wäre es schön, würde ein Heilmittel gegen Krebs gefunden oder ein Mittel gegen chronische Schmerzen. Aber nicht um jeden Preis.

Gott schuf die Welt in sieben Tagen. Am Dienstagnachmittag um 16.33 Uhr machte er jedoch eine Pause und betrachtete voller Liebe den Nacktmull. Diese Zeit nutzte der Teufel, um sich ein paar Gedanken zu machen. Wie er wohl Sand ins Getriebe von Gottes guter Schöpfung werfen könnte. An manchen Stellen scheint es ihm gelungen zu sein. Sofern wir das zulassen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7689
weiterlesen...