SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Am Aschermittwoch hat die 40-tägige Fastenzeit begonnen. Sie erinnert an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste zugebracht hat, und sie lädt dazu ein, sich auf das Osterfest vorzubereiten.
Jesus ging in die Wüste, um zu fasten. Er suchte diesen lebensfeindlichen Ort auf, der den Menschen auf sich selbst zurückwirft. Gnadenlose Hitze am Tag, frostige Nächte, Hunger, Durst, Einsamkeit. Aber auch Ort der großen Erfahrungen. In der Wüste lenkt nichts vom Wesentlichen ab. Sie öffnet den Menschen für das, was jenseits des Materiellen und des Alltäglichen liegt.
Viele Menschen haben in der Wüste Gott wie nirgendwo sonst erfahren. Zugleich aber auch, wie bedürftig und abhängig sie als Mensch eigentlich sind. Dass sie das Leben nicht aus sich selbst haben.
Wer fastet, spürt diese Bedürftigkeit hautnah.
Wir sind davon abhängig, jeden Tag genug zu essen zu bekommen. Meistens denken wir nicht darüber nach, woher unser Essen kommt. Wem wir es letztlich verdanken. Aber wer fastet, kann lernen seine Lebens-mittel, also alles, was er zum Leben braucht, wertzuschätzen und als Gabe zu empfangen. Wer seine Bedürftigkeit spürt, kann auch die tiefe Erfahrung machen, beschenkt zu werden. Deswegen kennen alle großen Religionen die spirituelle Dimension des Fastens.
Deswegen zieht es die Gottsucher immer wieder in die Wüste. Die Wüste ist allerdings nicht in erster Linie ein geographischer, sondern ein existentieller Ort. Da wo wir nicht mehr weiter wissen, da ist Wüste. Wo wir Angst haben vor dem Morgen. Wo wir Hunger haben nach Verständnis, wo wir verzweifelt nach Sinn suchen...
Diese Wüsten sind zugleich die Orte, an denen man lernen kann, zu glauben. Das heißt Tag um Tag in das Vertrauen hineinzuwachsen, dass uns unser Leben geschenkt wird, mit allen guten und auch den bitteren Erfahrungen. Dass Gott es uns schenkt. Wer diesen Geschmack im Leben findet, der kann seinen Lebenshunger stillen – sogar in der Wüste. Das war die tiefe Erfahrung, die das Volk Israel in 40-jähriger Wüstenwanderschaft gemacht hatte.
„Unser Brot für morgen gib uns Tag um Tag“. So betet Jesus mit seinen Jüngern.
Dazu lädt uns die Fastenzeit ein. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7649
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