SWR3 Gedanken

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Petra B. irrt ein wenig ziellos in Berlin Kreuzberg umher. Erst versucht sie es in einer Kirche, dann in einer U-Bahn-Station. Scheint alles nicht das Richtige zu sein. Schließlich landet sie vor einem Gefängnis. Sie setzt sich auf die Bank vor dem Portal und wartet. Petra B. ist auf der Suche nach Gott.
Sie nimmt teil an sogenannten Straßenexerzitien. Exerzitien sind Besinnungstage, bei denen man zu sich selbst und zu Gott finden will. Meistens finden sie in Klöstern statt. Nicht aber die Straßenexerzitien. Sie finden mitten im Leben statt. Auf den Straßen von Berlin, Nürnberg oder Göttingen.
Der Erfinder ist Pater Christian und lebt in Berlin Kreuzberg. Er betreut die Teilnehmer der Straßenexerzitien. Abends nach dem gemeinsamen Gottesdienst bespricht er mit ihnen die Erlebnisse vom Tag. Pater Christian ist überzeugt: „Wenn wir mit offenen Augen durch die Stadt gehen, dann entdecken wir Gott an überraschenden Orten und zu ungewöhnlichen Zeiten. Wir Christen glauben, dass Gott immer wieder im `Antlitz des Anderen´ aufscheinen kann.“
Die Teilnehmer der Straßenexerzitien bestätigen das. Ob in einer Suppenküche, im Flüchtlingsheim oder am Bahnhof Zoo. Fast immer haben sie sehr intensive Begegnungen mit den Ausgegrenzten der Gesellschaft. Dabei erfahren sie vieles über die anderen und über sich selbst. Für einige der Teilnehmer bekommen diese Gespräche sogar die Qualität einer Gottesbegegnung.
Ob die Gott-Sucherin Petra B. nun Gott begegnet ist? Sie sagt: „Ich glaube, Gott ist nicht pauschal zu haben an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit. Aber ich glaube, er liebt die unscheinbaren Momente und die unscheinbaren Orte. Zum Beispiel auf einer Straße mitten in Berlin.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=764
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