Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Immer am Samstag verproviantiere ich die Familie für das Wochenende. So ein Großeinkauf will natürlich geplant sein. Wehe, wenn ich die Nuss-Nougat-Creme oder die Nudeln vergesse! Deshalb mache ich mir eine Einkaufsliste. Bisher habe ich mir dabei nicht viel gedacht. Doch das ist jetzt anders. Das liegt an dem Schriftsteller Umberto Eco. Der hat ein dickes Buch geschrieben, in dem er sagt: Die Liste unterscheidet uns von allen anderen Lebewesen. Auch andere Lebewesen können denken, aber nur der Mensch erstellt Listen als Gedächtnisstütze. Eco meint: besonders in Krisenzeiten legt man gerne Listen an, um das drohende Chaos aufzuhalten und den Überblick nicht zu verlieren. Das verstehe ich gut. Wenn nicht genug zu essen im Haus und die Vorratskammer leer ist, dann ist das schon eine kleine Krise. Dagegen hilft die Einkaufsliste. Denn sie zeigt, dass ich mir einen Überblick verschaffe, plane und vorsorge.

Wenn Listen etwas Besonderes sind, dann ist es kein Wunder, dass sich auch Gott das Wichtigste notiert und sich eine Liste anlegt, um nicht den Überblick zu verlieren. Das Wichtigste für Gott sind wir Menschen. Und wir sind viele! Damit keiner von uns verloren geht, gibt es im Himmel eine Liste. Jesus sagt es so: Freut euch, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind!

Mit dieser himmlischen Liste können wir die Gewissheit haben: Gott vergisst uns nicht. Im Himmel steht es geschrieben, dass wir zu ihm gehören. Was für mich die Einkaufsliste ist, das ist für Gott das Buch mit den Namen seiner Kinder.

Ehrlich gesagt glaube ich: Gott führt diese himmlische Liste eher für uns als für sich. Denn wir haben ja sowieso einen Platz in seinem Herzen. Aber uns, uns tut das gut, wenn etwas schwarz auf weiß geschrieben steht. Es kann wahrscheinlich gar nicht genug Zeichen für Gottes Liebe geben. Und uns zuliebe ist Gott deshalb gern listen-reich! Er lässt nichts unversucht, um uns seine Treue zu beweisen.

Seit ich Umberto Ecos Buch gelesen habe, denke ich anders über meinen Einkaufszettel – irgendwie ehrfürchtiger. Wenn ich eine Liste mache, dann nehme ich jetzt öfter einmal ein größeres, nicht schon halb vollgekritzeltes Blatt. Und ich muss dabei an Gottes Liste denken, auf der mein Name steht.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7625
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