Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Weihnachten ist lange vorbei, unsere Weihnachtsbäume hat die Müllabfuhr vor drei Wochen schon abgeholt. Die Weihnachtszeit geht aber eigentlich erst heute zu Ende. Denn die Bibel erzählt noch eine letzte Weihnachtsgeschichte, vierzig Tage nach Stall und Krippe an Heiligabend.

Maria und Josef machen sich mit dem Baby Jesus auf den Weg nach Jerusalem.
Dort wollen sie im Tempel wegen der Geburt ihres Sohnes ein Opfer darbringen.
Im Tempel treffen sie den alten Simeon. Der lebt quasi im Tempel. Denn Gott hat ihm ein Versprechen gegeben:
Du wirst nicht eher sterben, hat Gott gesagt, als bis du den Erlöser, den Retter gesehen hast. Und so verbringt Simeon seine Tage mit Warten. – Der ein oder andere wird damals wohl gedacht haben: Da kannst du lange warten. Aber Simeon lässt sich nicht irre machen. Als er im Gedränge das Jesuskind mit seinen Eltern sieht, weiß er instinktiv: der ist es. Ohne jeden Zweifel.
Er nimmt das Kind auf den Arm und beginnt zu beten:
Gott, jetzt kann ich in Frieden sterben, weil ich den Heiland gesehen habe.

Simeon ist hellwach und hellsichtig. Obwohl er so alt ist. Sein Leben lang war er im Tempel, dem Haus Gottes. Er hat sich die Menschen angeschaut. Er hat vieles zu hören bekommen. Jetzt strahlt Simeon, als er den kleinen Jesus im Arm hält. Ein neugeborenes Kind. Ein besseres Zeichen für einen neuen Anfang kann Gott gar nicht wählen. Mehr kann Gott nicht tun, als Mensch zu werden und unser menschliches Leben zu teilen. Zugleich weiß Simeon, was ihn jetzt erwartet. Er hat lange genug gelebt. Ein Blick auf das Kind muss genügen. Simeon kann sein langes Leben Gott zurück geben. Der hat es ihm gegeben, der mag es jetzt wieder zu sich nehmen. Simeon ist einverstanden.

Weil er den Silberstreif am Horizont sieht. Er nennt Jesus das Licht Gottes für die ganze Welt. Aber weil er ein alter Mann ist, kann er auch unbefangen von dem sprechen, was Menschen gern verdrängen. Vom Sterben.
Und das ist das besondere an unserer Geschichte: Gott macht einen Anfang mit dem Kind und gewährt ein Ende in Frieden.

Schade, dass die Weihnachtsbäume schon abgeholt wurden. Für diese letzte Weihnachtsgeschichte hätte ich die Kerzen noch einmal angemacht.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7621
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