SWR3 Gedanken

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„Wahre Liebe ist, sich schwach zeigen zu dürfen.“ Ich weiß nicht woher ich den Spruch habe und ich weiß auch nicht, ob das allein die wahre Liebe ist. Aber ich denke, es gehört zur Liebe dazu, schwach sein zu dürfen. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass in einer Beziehung der eine immer der Schwache und der andere immer der Starke sein soll oder darf. Das wäre auf Dauer eine ziemliche Belastung für beide. Aber sich fallen lassen, endlich mal nicht immer stark sein zu müssen, das kann wahnsinnig gut tun. Und es ist ein Geschenk, das man sich vielleicht leichter anzunehmen traut, wenn man geliebt ist: Der Partner, der im Beruf immer seinen Mann stehen muss, wenn er einfach mal schwach sein darf. Wenn er zum Beispiel krank ist und sich pflegen lassen kann. Oder mal heult, weil ihm einfach alles zu viel ist. Oder die Frau, die es immer und allen recht machen will. Für jeden Zeit und für alles Verständnis hat, bis sie selbst nichts mehr versteht. Da ist es schon etwas Großartiges jemanden zu haben, der einen schwach sein lässt und hält. Es sind starke Beziehungen, in denen man auch immer mal wieder schwach sein kann und das auch zeigen darf. Die Welt ist hart genug und da ist es furchtbar die oft unmenschlichen Gesetze unserer Welt auch noch in Beziehungen zu übertragen. „Der Beste, Schnellste, Rücksichtsloseste gewinnt, und wer Schwäche zeigt wird irgendwann aussortiert“. Liebe ist das genaue Gegenprinzip dazu: Sie nimmt die Schwäche des Menschen an, weil sie zuinnerst weiß dass jeder Mensch in seinem Innersten auch schwach ist, verletzlich. Liebe hält Phasen der Schwäche aus, weil sie zuinnerst weiß, dass jeder Mensch auch stark ist. Und dass die Stärke zurückkommt. Auch und gerade, wenn man Phasen der Schwäche hatte. Denn vielleicht sind wir Menschen nur wirklich stark, wenn wir unsere Schwächen zulassen können.
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