SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Das Licht im Saal wird heruntergefahren. Musik setzt ein und die Models kommen auf die Bühne. Ein Lächeln für´s Publikum, ein Augenaufschlag für die Kamera. Sie sind jung, sie sind chic. Und noch eines haben sie gemeinsam: sie sitzen allesamt im Rollstuhl. An diesem Abend wird nämlich Deutschlands schönstes Rollstuhlmodel gewählt: Die so genannten Miss und Mister „Beauty in Motion“.
Die Zeitschrift „Partizip“, ein Magazin für behinderte Leser, richtet die Veranstaltung seit 3 Jahren aus. Die Idee dazu stammt von Renate Weidner und Ralph Büsing. Sie sitzen selbst im Rollstuhl und erzählen, wie sie darauf kamen: „Wir saßen in einer Eisdiele und diskutierten, wie schwer es ist, nur auf seinen Rollstuhl reduziert zu werden. Wir wollten ein anderes Gesicht der Rollstuhlfahrer zeigen.“
Der Erfolg gibt ihnen Recht. Das bunt gemischte Publikum und die Medien sind begeistert. Und auch die Behinderten selbst. 170 Kandidaten und ein riesiger Medienauflauf im glamourösen GOP-Variété in Hannover.
Hülya Durmaz hat den Wettbewerb vor 2 Jahren gewonnen. Sie leidet an Dysmelie, eine angeborene Fehlbildung an Armen und Beinen. Ihre Beine mussten im Jugendalter amputiert werden und an der rechten Hand hat sie nur noch zwei Finger. „Beauty in motion“ hat ihr Leben verändert. Sie hat ein Fotoshooting gewonnen und modelt seither im Rollstuhl.
Für Hülya hat sich eine neue Welt erschlossen. Sie sagt: "Ich möchte, dass die Vorurteile gegenüber Behinderten aus der Welt geschafft werden. Wir sitzen zwar im Rollstuhl, aber wir haben auch Ausstrahlung. Da kommt es nicht auf die Maße 90-60-90 an."
Im Mittelpunkt zu stehen, das sind die Rollstuhlfahrer gewöhnt. Normalerweise aber eher aus Mitleid. Heute Abend geht es um Miss und Mister „Beauty in motion“. Und die Kandidaten haben was zu bieten: Zwar keinen perfekten Körper, aber dafür um so mehr Ausstrahlung. Und das ist Schönheit, die von innen kommt.


https://www.kirche-im-swr.de/?m=761
weiterlesen...