SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Es ist ein ganz besonderer Moment und zwar täglich: der Moment, in dem wir aufwachen. Der Moment, in dem wir vom Schlaf- in den Wachzustand kommen. Werktags wohl meistens durch den Wecker, sanft mit Musik oder wenn nötig mit lautem Geklingel. Sonntags von selbst, wenn wir ausgeschlafen sind. Aufwachen kann ich auch im übertragenen Sinn verstehen, wenn ich wach gerüttelt werde durch ein Ereignis oder mir ein Freund die Augen öffnet, damit wach werde und etwas erkenne, das ich nicht sehen konnte oder wollte. Wach werden, aufgeweckt, auf-er-weckt werden ist auch einer der wichtigsten Worte im christlichen Glauben. Die große Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern vielleicht das Aufwachen in ein ganz anderes, noch viel schöneres eben. Am Sonntag wird in den christlichen Kirchen diese Art von Aufwachen, die Auferweckung, die Auferstehung gefeiert. Das lässt mich mein Leben hier mit wachen Augen betrachten und hilft mir immer mal wieder aus der traumlosen Routine des Alltags aufzuwachen. Hilft mir das Leben in mir aus der Alltagsbenommenheit zu holen. Durch einen anderen Rhythmus, durch mehr Ruhe, was mich langsamer werden lässt. Eine Bremse, die ich ziehe, um das Alltagskarussell zu verlangsamen oder endlich mal anzuhalten. Damit ich einen klaren Blick auf die Welt um mich herum, vor allem aber auch auf mich selbst bekommen kann. Denn mit dem Alltag ist es eben wie mit dem Karussell: Je schneller es sich dreht desto undeutlicher, verschwommener werden die Wahrnehmungen. Außen und innen. Der Sonntag ist eine Gelegenheit das Karussell anzuhalten. Eine Gelegenheit aufzuwachen. Und das Leben in mir zum Leben zu erwecken.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7608
weiterlesen...