SWR3 Gedanken

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„Alles ist gut, solange du wild bist!“ – das ist der Spruch im Film „Die wilden Kerle“. Mittlerweile läuft der vierte Teil in den Kinos. Und er rangiert momentan auf Platz 1 der Kinohitparade. Die Teenies sind begeistert von der Freestyle-Soccer Mannschaft um Leon und Vanessa mit ihren Abenteuern rund um den Bolzplatz. Und vor allem ihr Schlachtruf kommt bestens an: „Alles ist gut, solange du wild bist!“
Meine Sechstklässler sind auch infiziert von dem Spruch. Für die gilt aber: Nur was wild ist, ist auch gut. Dazu zählen Krampenschießen, Pausenfangen und heimlich Rauchen. Mein Reli-Unterricht gehört eher selten dazu.
Bei so viel Wildheit komm ich mir fast ein bisschen spießig vor. Ich frage mich, ob ich überhaupt noch das Zeug zu einem „Wilden Kerl“ hätte. Oder habe ich das Wildsein schon verlernt?
Mit meinen Sechstklässlern rede ich im Unterricht oft über Jesus. Und eigentlich war der ja auch ein Wilder: mit 12 Jahren schon für drei Tage von zu Hause ausgebüchst. Später dann immer gegen den Strom geschwommen. Und schließlich im Tempel so richtig aufgeräumt mit den Ständen der Händler und Geldwechsler. Vielleicht wäre Jesus ja sogar ein Fan der „Wilden Kerle“ gewesen.
Für mich als „Fan von Jesus“ heißt das aber: Wenn ich ihm nachfolgen will, wenn er mein Vorbild ist, dann sollte ich vielleicht auch öfters mal wild sein. Wild-sein in meinem Alter hat nun natürlich nichts mit Krampenschießen oder heimlich Rauchen zu tun. Wild-sein heißt aber immer, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Und Wild-sein im Sinne Jesu geht noch einen Schritt weiter: zum Beispiel mich aktiv engagieren für Minderheiten oder für Umweltschutz. Den Mund aufmachen, wenn es auf der Straße oder im Betrieb mal ungerecht zugeht. Vielleicht würde das Jesus besser gefallen als manch ein frommes Gebet. Einfach mal ein bisschen wild sein.
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