SWR3 Gedanken

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Ich habe mich über die Reichen empört.
Ich war außer mir, als ich sah, dass es dieser Gesellschaft so gut geht.

Es fehlt ihnen ja an nichts.
Sie sind schön und gesund.
Sie haben ja nicht die gewöhnlichen Sorgen der Sterblichen.
Sie kennen den Schmerz nicht.
Daher ist die Überheblichkeit ihr Markenzeichen. Sie können kaum aus den Augen sehen vor Überfluss und dabei denken sie sich neue Geschäfte aus... (Ps 73, Üstzg Arnold Stadler)

Nein, das habe nicht ich mir ausgedacht.
Der Text stammt aus einem alten Klagepsalm, 3000 Jahre alt ist er schon.
Aber wenn ich die Glamour-Presse ansehe dann ist es als wäre das gestern geschrieben für heute, für unsere Tage! Absurd wie manche prassen!
Ein Parfum für 50.000 Euro, ein Goldhandy für eine Million, Platinuhren und Luxusvillen, Yachten, eigene Inseln.
Die Gier nach diesen Dingen scheint unstillbar. Der Luxus kommt unten wieder an sagen die, die oben sind. Konsum kurbele schließlich die Wirtschaft an.
Warum aber sind dann in den letzten Jahren vor der Krise die Armen immer ärmer geworden und immer mehr?

Manchmal wundere ich mich, wie wenig Wut sich zeigt in unserem Land -
ganz anders als in diesem Psalm.

Anstatt wütend zu sein, schämen sich die Armen ihrer Armut.
Es schämen sich die, denen es nicht gut geht,
Kinder und Alte, Jugendliche die auf der Straße leben.
Über 9000 Obdachlose sind es allein in Baden-Württemberg,
über 1000 davon unter 25 Jahren
Vielleicht sind es doppelt oder dreimal so viele
denn die meisten sind gar nicht erfasst, weil sie bei Freunden unterkommen, oder bei Leuten die sich als Freunde ausgeben, weil sie in diesen Tagen in Straßenbahnen,
unter Brücken und auf Lüftungsschächten übernachten.
Und irgendwo sind sie noch gemeldet.
Sie alle schämen sich:
Weil sie nicht sauber sind, weil sie nicht normal sind, weil sie nicht dazu gehören.
Ich meine: die Reichen sollten sich schämen
nicht ihres Reichtums.
Sie sollen sich aber schämen wegen der Armut derer nebenan.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7586
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