SWR3 Gedanken

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Ohne Mantel…
Er hat sich schwer erkältet und ist nicht mehr gesund geworden.
Eine Lungenentzündung war vor hundertsechzig Jahren ein Problem.
Und so ist der Priester Vinzenz Pallotti gestorben –
am 22. Januar 1850, mit fünfundfünfzig Jahren.
Erkältet hatte er sich im Beichtstuhl in seiner kalten Kirche.
Da hatte er ohne Mantel gesessen; stundenlang ging das damals noch.
Hatte den Leuten zugehört und ihnen Ratschläge gegeben
und schließlich zugesagt, dass Gott ihnen ihre Sünden vergibt.
Warum hat der Mann ohne Mantel in der Kälte gesessen?
Auch in Rom ist der Winter ziemlich kalt und zugig.
Und weil dieser übrigens als etwas seltsam geltende Pfarrer genau das wusste,
hat er auf dem Weg zur Kirche einem der vielen römischen Bettler
seinen Mantel geschenkt.
Er war sowieso eher kränklich,
und so war das die letzte Tat seiner tätigen NächstenLiebe.
Sicher, das kann man heute ein wenig kritisch sehen;
auf Dauer haben auch die Armen und die Hilfsbedürftigen mehr
von einem Helfer, der eben auch an sich selber denkt.
Aber unsere Welt braucht doch auch immer mal wieder Menschen,
die sich ganz und gar hingeben; ohne Rücksicht auf sich selbst,
auf ihren guten Ruf, sogar auf ihre Gesundheit.
An solchen Menschen nehmen wir durchschnittlichen Leute uns ein Vorbild;
von denen könnten wir uns wenigstens eine kleine Scheibe abschneiden.
Solche wie Vinzenz Pallotti.
Eine große Einsicht hat sein Leben angetrieben:
Der unendliche Gott liebt mich, den kleinen Menschen; und zwar unendlich.
Von dieser Liebe wollte Pallotti allen Menschen erzählen –
oder eben noch mehr: ihnen diese Liebe auch zeigen.
Wie dem Bettler, dem er den Mantel gegeben hat,
bevor er in den Beichtstuhl ging.
Dort hat er den Menschen dann ja auch von Gottes Liebe erzählt –
von einer Liebe, die jede Schwäche und jede Sünde vergibt.
Gott hat ihm sicher auch vergeben,
dass er so schlecht gesorgt hat für sich selbst – damals im kalten Rom.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7532
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