SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Jammern – das muss auch mal sein.
Du musst gelegentlich wirklich klagen dürfen -
einfach über’s Wetter, aber auch über die schmerzenden Gelenke,
über die Kinder oder die Eltern, die sich unmöglich benehmen.
Ja, sagen die Psychologen: Das eigene Leid bei jemand abladen können,
ein offenes Ohr finden dafür, dass es mir gerade weniger gut geht –
das braucht einfach jede und jeder mal;
an all dem Unglück drohte man sonst beinah zu ersticken.
Allerdings sagen die Fachleute auch:
Bitte gut überlegen, wo du dich beklagst und bei wem.
Unter Freunden, im Beichtstuhl vielleicht, in vertrauten Kreisen: okay.
Wer es am Arbeitsplatz tut, vielleicht sogar regelmäßig,
gilt schnell als Nörgler – oder sogar als Weichei.
Sachliche Kritik, rational begründete Problemanalyse ist oft willkommen.
Aber Klage und Jammer: das ist doch viel zu emotional. Weichei!
In der Bibel hat der Jammer einen eigenen Platz.
“Ich schütte vor Gott meine Klagen aus, eröffne ihm meine Not.
Niemand beachtet mich… ich bin arm und elend…“
In solchen Klage-Liedern haben schon vor ein paar tausend Jahren
Menschen ihren ganzen Jammer vor Gott ausgebreitet.
Wer sich auf Gott verlässt, kann und soll das auch heute noch tun.
Klage und Jammer muss mal sein -
Dauer-Klage, glaube ich, ist aber auch gefährlich.
Macht den Menschen negativ und vielleicht sogar dauerhaft unglücklich.
Deswegen wünsche ich mir und anderen mindestens ebenso sehr
eine andere Perspektive. Die finde ich auch in der Bibel.
Gott schaut sich seine Schöpfung an, ganz am Anfang.
Und dann steht da: Es war alles sehr gut.
Ja, ich darf erst einmal das Gute sehen, wenn ich mein Leben betrachte.
Das Falsche auch und es kritisieren;
das Böse bekämpfen, wo es geht.
Aber das Gute erst mal sehen und Gott dafür danken –
und mit dem anderen kann ich dann schon auch umgehen.
Im Grunde weiß ich ja ganz sicher:
Alles wird gut! https://www.kirche-im-swr.de/?m=7531
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