SWR3 Gedanken

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Respekt Respekt, Herr Erzbischof!
Die Weihnachtskrippe in Ihrer Kathedrale,
in Agrigent an der Südküste von Sizilien, löst Protest aus –
vor allem bei den rechten und populistischen italienischen Parteien.
Da fehlen seit dem 6. Januar die Heiligen Dreikönige.
Und mehr als das: Sie haben ein Schild anbringen lassen,
das den Grund ihres Fehlens verkündet:
Die Weisen aus dem Morgenland sind an der Grenze abgewiesen worden -
zusammen mit anderen illegalen Immigranten.
Respekt!
Die Krippe ist nicht nur ein Spielzeug für die Kleinen, haben sie gesagt;
sie muss den Großen auch mal die Wahrheit vor Augen führen.
Und wenn sie das Jesuskind aus Gips anschauen und gerührt sind,
dann müssten sie auch an die Kinder aus Fleisch und Blut denken,
die vor der sizilianischen Küste ertrunken sind.
Das Flüchtlingselend auf dem Mittelmeer –
das hat Erzbischof Montenegro täglich sozusagen direkt vor der Haustür.
Schon im Sommer 2008 hat er die Gefahr beim Namen genannt:
Das Mittelmeer wird zu einem flüssigen Grab, hat er gesagt.
Die Toten könne niemand mehr zählen.
Aber: Darf er deswegen die Weihnachtskrippe einsetzen -
als Demonstrations-Mittel gegen eine Politik, die er falsch findet?
Klar doch – schon die Geschichte von den drei Magiern,
aus dem Osten gekommen um Jesus als neuen König zu verehren:
Schon das war doch eine heftig politische Geschichte; revolutionär.
Es gab ja einen König im Land – einen Tyrannen;
und das Land war besetzt.
Das Jesus-Kind als neuen König auszurufen –
das war vielleicht die damals notwendige politische Botschaft.
Und die politische Botschaft für heute, da unten in Sizilien, ist ja wohl:
Der Tod der Flüchtlinge muss uns die Augen öffnen – sagt Montenegro.
Wir sollten eine Kultur des Aufnehmens und der Gastlichkeit entwickeln.
Wer weiß, vielleicht fehlt sonst demnächst sogar das Jesus-Kind
in der Krippe von Agrigent – wie gesagt: allen Respekt, Herr Erzbischof!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7529
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