SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Der Kalender macht mich richtig fertig. „Fehlerteufel deutsch“ heißt er. Jeden Tag gibt’s hier eine knifflige Frage zur deutschen Rechtschreibung. Bisher dachte ich: Das kann ich alles. Rechtschreibung? Kein Problem! Aber der Kalender belehrt mich fast täglich eines Besseren. Dass die Mafiosis, also mehrere Mitglieder der Mafia, in Wirklichkeit Mafiosi heißen, das weiß ich noch. Aber wird High Society auseinander oder zusammen geschrieben? Darf ich Saxophon wirklich auch mit f schreiben, obwohl das irgendwie merkwürdig aussieht? Und heißt es „Anfangs der 80er Jahre“ oder „Anfang der 80er Jahre“?
Deutsch ist meine Muttersprache. Muttersprache, das heißt: Ich habe diese Sprache sozusagen mit der Muttermilch eingesogen. Als erstes gelernt. Wie Laufen, wie Lachen, wie Glauben. Der Kalender sagt mir aber fast jeden Tag: Völlig beherrsche ich diese Sprache dann doch nicht. Geht’s ums grammatikalisch richtige Schreiben oder Sprechen, komme ich hier und da ins Stolpern. Das ärgert mich gewaltig. Und ich merke: Ich muss immer wieder, immer weiter üben, mir selbst meine Muttersprache jeden Tag neu erkämpfen.
Mit dem Glauben geht’s mir ganz ähnlich. Auch mit dem bin ich groß geworden. Auch den habe ich von Kind an gelernt. Viele Formen, Lieder und Gebete sind mir bis heute vertraut. Und dann merke ich doch immer wieder, wie ich auch mit diesem scheinbar vertrauten Glauben ins Stolpern komme. Was heißt das eigentlich, wenn Gott Mensch wird – wie es an Weihnachten heißt. Wie lässt sich verstehen, dass ein Gott ganz Mensch ist? Immer wieder kämpfe ich auch mit der Kirche, in der und mit der ich meinen Glauben lebe. Was heißt das für meinen Glauben, wenn ich gute und schlechte Erfahrungen in und mit der Kirche mache? Ja, ich glaube. Aber ich merke auch, dass mir dieser Glaube oft schwer fällt. Ich suche auch hier immer wieder nach der richtigen Sprache des Glaubens, nach einer Grammatik, die stimmt.
Der Kalender „Fehlerteufel deutsch“ hilft mir da. Ich lese jeden Tag ein neues Sprachrätsel und lerne dazu. Und hoffe natürlich, dass ich dann die vielen kleinen und großen Fallen umgehen kann, die die Sprache aufstellt. Auch der Glaube stellt mich immer wieder vor Rätsel. Meist gibt’s zwar keine Lösung in einem Kalender. Aber ich erfahre: Mit anderen über den Glauben reden und über die offenen Fragen, das hilft. Gemeinsam dem Rätseln auf der Spur bleiben, die der Glaube für mich bereithält. Das bringt mich weiter.
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