SWR2 Wort zum Tag

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Der Briefwechsel zwischen Maria von Wedemeyer und Dietrich Bonhoeffer ist ein ergreifendes Dokument zweier Liebender in der finsteren Zeit des Nationalsozialismus. Bonhoeffer ist inhaftiert und wartet auf seinen Prozess. Seine Braut, mit der er sich unmittelbar vor seiner Verhaftung verlobt hat, ist noch keine zwanzig Jahre alt. Gelegentliche Besuchsmöglichkeiten – unter Aufsicht – beglücken beide, aber beide erfahren zugleich die Ohnmacht der vielen Worte. Da schreibt Maria an Dietrich: „Ich habe auch nicht die Hälfte von dem gesagt, was ich sagen wollte. Das ‚Ich bin bei Dir‘ ist stärker als alle Vorsätze, alle Gedanken und Worte.“ „Ich bin bei dir“. Ein Wort, das begleitet, behütet und bewahrt. Für mich ein Segenswort.
Auch die Bibel erzählt von der segnenden Wirkung dieses „Ich bin bei dir“ - nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Mensch und Gott.
Jakob hat seinem Bruder Esau das Erstgeburtsrecht abgehandelt und ihn um den Segen des Vaters betrogen. Er fürchtet die Rache seines Bruders und flieht und gibt auf, was ihm der Segen seines Vaters verheißen hat. Als die Nacht hereinbricht, legt er sich zum Schlafen auf einen Stein. Da träumt ihm: eine Leiter steht auf der Erde und ihre Spitze ragt bis in den Himmel hinein. Eine Himmelsleiter - Symbol für die Sehnsucht des Menschen, Gott nahe zu sein.
Ein Mensch träumt und begibt sich in die Welt seiner unbewussten Tiefen. Er erlebt dabei Dinge, deren Zusammenhang er nicht versteht. Jakob fühlt sich schuldig. Er hat Angst vor einem Lebensübergang. Sein altes Leben ist zerbrochen. Er weiß nicht, wie es weiter gehen wird.
In dieser Situation größter Verlassenheit hört Jakob Gottes Stimme, die ihm sagt: Ich bin bei dir. Ich will dich behüten, wohin du auch gehst.
In Bedrängnis, Not und Leid erfährt er Gottes Schutz. Dieses Wort Gottes ist wie eine Brücke zwischen Himmel und Erde. Jakob erkennt: An dem Ort, an dem er geträumt hat, ist Gott gegenwärtig. Er weiß sich geborgen. Er begreift, dass Gott – auch in der Fremde - ein mitziehender Gott ist, der ihn auf allen Wegen begleitet. Der Heimatlose erkennt: Gott ist nicht fern. Er verlässt mich nicht.
Von dieser Beziehung geht eine Hoffnung aus, mit der und aus der wir – auch mit Schuld - leben können. „Ich bin bei dir“. Wie ein Schutz will Gott begleiten, behüten und bewahren. Wie Jakob hat das in aller Bedrängnis und Todesangst auch Bonhoeffer erfahren. Und auch ich kann erfahren: Gott ist da. Es hört jemand zu. Das ist Segen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7501
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