Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Flatrate“ – heißt das Zauberwort. Mit dem Telefon fing es an und hat mittlerweile viele andere Geschäftsbereiche erobert. Einmal eine Pauschale zahlen – und dann bis zum Abwinken das jeweilige Angebot nutzen. „Mitnehmen, was geht“ ist da angesagt, ohne Rücksicht auf Verluste. Wer einmal erlebt hat, was sich „all inclusive“ Touristen am Büffet auf ihre Teller laden können, der weiß, was ich meine. Diese Mentalität passt irgendwie zu dem, was man in der Gesamtgesellschaft so beobachten kann. Finanz- und Wirtschaftskrise zeigen aber klar, wo der Haken bei diesem Geschäftsmodell zu finden ist. Irgendeiner muss das Ganze nämlich zahlen. Für den, der sich den Teller übervoll lädt, muss zwangsläufig irgendwo und irgendwann einer leer ausgehen. Aber das ist ja egal, solange ich das nicht bin.
Ganz schön ausbeuterisch und egoistisch, diese Denkweise.
Da ist es interessant, dass sogar schon die Bibel ein flatrate - Modell kennt. In einer Gleichnisgeschichte erzählt Jesus von Arbeitern in einem Weinberg. Der Besitzer hatte den ganzen Tag über Leute angeworben. Die einen arbeiten schon morgens, die letzten beginnen erst kurz vor Feierabend. Und am Ende bekommen alle den gleichen Lohn. Glücklich die einen, stinksauer die anderen. Das kann man sich ja auch vorstellen. Aber so ist das mit der flatrate, die einen haben den Vorteil, die anderen zahlen die Zeche. Nur, dass beim näheren Hinsehen die biblische flatrate etwas anders aussieht. Hier geht nämlich keiner leer aus. Jeder erhält das, was er zum Leben braucht, jeder erhält das, was vorher ausgemacht war. Keiner wird übers Ohr gehauen. Trotzdem ist diese menschenfreundliche Geschichte aus der Bibel immer wieder Stoff für hoch emotionale Diskussionen, bis heute. Kein Wunder, dass einfache Steuermodelle mit Pauschalen oder die Idee eines bedingungslosen, leistungsunabhängigen Grundeinkommens für alle Bürger keine Chance haben. Ungerecht – sagen die Skeptiker und die Theologen werden argumentieren, dass die Geschichte von den Arbeitern im Weinberg ja nur für den Himmel gedacht sei.
Schade eigentlich, denn ich glaube fest, dass man aus ihr auch viel lernen kann für das Leben hier und jetzt und dass sie nicht nur als göttliche flatrate fürs Jenseits gedacht ist.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7497
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