Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Es sterben zu viele Menschen, ruft ein junger Mann aufgeregt in die Kamera, es sterben zu viele.“ Hinter ihm eingestürzte Häuser, Dreck, Blut. Hunderttausend Tote und Verletzte ohne Wasser, ohne Nahrung und medizinische Versorgung. Heute ist Tag vier. Erdbeben auf Haiti.
Ich wollte diese Bilder nicht sehen, anfangs. Haiti, das ist so weit weg.
Aber Haiti ist nicht weiter weg als Thailand und die DomRep. Haiti hat auch Traumstrände, aber keiner macht dort Urlaub. Weil in Haiti Korruption und Verbrechen an der Tagesordnung sind. Weil 80% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben.
Auf Haiti wird schon lange gestorben. Kaum einer hat zur Kenntnis genommen, dass es 2008 dort blutige Aufstände gegeben hat. Durch die Wirtschaftskrise wurde das Grundnahrungsmittel- der Importreis für die Ärmsten unbezahlbar teuer und viele sind verhungert. Erst dieses furchtbare Erdbeben bringt Haiti die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit. Mich beschämt das.
Und es berührt mich zugleich, dass fast alle Länder jetzt Hilfe schicken. Mich berührt, dass Diakonie, Caritas und viele andere Geld schicken und viele bei uns spenden. Obwohl uns mit denen in Haiti nichts verbindet als die Tatsache, dass sie Menschen sind wie wir. Kinder Gottes wie wir. Ihre Spende ist ein berührendes Zeichen dafür.
Wenn Sie wie ich an die Kraft der Gebete glauben, beten Sie für die vielen Helfer, die jetzt ihre Arbeit aufnehmen. Sie werden Schreckliches zu sehen bekommen. Möge Gott sie schützen an Leib und Seele. Beten Sie für die Toten und für die Überlebenden. Mögen sie sich trotz und in allem Grauen von Gott gehalten fühlen.
„Gott ist gut, sagte eine Haitianierin, wenn meine Mutter nach Amerika schwimmen konnte, nachdem ihr Boot gesunken war, dann wird Haiti auch dies überleben. Wir sind ein starkes Volk."
Gebe Gott, dass sie recht hat- und dass wir diese tapferen Menschen nach der Katastrophe nicht wieder aus dem Auge verlieren. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7496
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