SWR3 Gedanken

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Glückliches Bhutan! In dem abgeschiedenen, kleinen Staat im Himalayagebirge leben zwar nur rund 700.000 Menschen, doch um deren Wohlergehen kümmert sich ein eigenes Glücksministerium. Für uns, deren Wohlergehen vor allem am Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zu hängen scheint, mag das ziemlich schräg klingen. Bei genauerem Hinsehen freilich ist es durchaus beeindruckend. Die Frage, die die Behörden dort umtreibt ist nämlich, wie eine Gesellschaft beschaffen sein muss, in der möglichst viele Menschen glücklich leben können. Was Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Religion dazu tun können, um Glück und Zufriedenheit der Menschen zu stärken. Um es gleich vorweg zu nehmen: Geld und individueller Reichtum spielen dabei nur eine Nebenrolle. In Bhutan etwa wies nicht die relativ reiche Hauptstadt die höchsten Glücksparameter auf, sondern die ärmeren ländlichen Provinzen. Glück und materieller Wohlstand haben eben nur bis zu einer relativ bescheidenen Grenze miteinander zu tun. Immer mehr Geld jedenfalls lässt das Glück offenbar nicht mitwachsen. Ganz im Gegensatz zum Gefühl des Angenommen- und Gebrauchtseins in einer Gesellschaft, der Erfahrung gegenseitiger Hilfe und Unterstützung.
Übrigens interessieren sich auch die Vereinten Nationen brennend für die Ergebnisse des Experiments in Bhutan. Weil man auch dort schon länger ahnt, dass das Bruttoinlandsprodukt, das in westlichen Industrieländern noch immer wie ein Fetisch behandelt wird, nur ein wichtiger Wert unter vielen ist. Sagt es letztlich doch nichts über die Zufriedenheit der Menschen, die es erwirtschaften. Nun ist auch Bhutan nicht das Paradies. Doch wer weiß, vielleicht können wir ja eines Tages vom armen Himalayastaat, dem wir technologisch und wirtschaftlich so unendlich überlegen sind, noch Wichtiges lernen. Zum Beispiel, wie es gelingen kann, das Bruttosozialglück zu steigern. So nämlich nennen sie dort den wichtigsten Index für ihre Gesellschaft.
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