SWR3 Gedanken

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Ein Fußballtorwart, der ausrastet und sich daneben benimmt. Ein Minister, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Was auch immer Menschen im Rampenlicht sich an Fehlleistungen erlauben, schnell steht das Urteil im Raum, ein schlechtes Vorbild zu sein. Wie es scheint, brauchen wir wohl Vorbilder. Menschen, die uns vorleben, wie das so geht mit dem Menschsein. Im Kleinkindalter sind es die Eltern, in der Grundschule die Lehrer. Später dann die besonders coolen Mitschüler, die Fernsehfiguren oder Sportstars. Doch die entscheidende, bohrende Frage können sie alle letztlich nicht beantworten: Wer will ich eigentlich sein? Sei doch einfach mal du selbst, heißt es dann schnell. Na toll. Wer je versucht hat, damit Ernst zu machen, weiß, wie schwierig das ist. Denn immer wieder stehen sie im Geiste hinter uns, die vermeintlichen Vorbilder, die uns zuflüstern: Mensch, so geht das doch nicht. Das muss man so und so machen. Was sollen bloß die anderen über dich denken?
Bei der Religion ist das übrigens nicht anders. Auch den Glauben haben uns andere irgendwann einmal vorgelebt: Unsere Eltern oder Paten, die Oma, der Pfarrer oder wer auch immer. Doch auch sie konnten uns nur ihren Glauben vorleben, konnten uns im besten Falle teilhaben lassen an ihren Überzeugungen und Hoffnungen. Haben versucht, uns davon abzugeben und vielleicht dafür zu begeistern. Doch früher oder später merken wir, dass die einmal übernommenen Überzeugungen und Hoffnungen womöglich nicht mehr die unseren sind. Dass auch die Vorbilder im Glauben nicht mehr tragen, so wie viele Vorbilder unserer Kindheit. Spätestens dann stehen wir auch im Glauben vor der bohrenden Frage: Und ich, was glaube ich eigentlich? In aller Verunsicherung liegt dabei freilich auch eine Riesenchance: Endgültig erwachsen zu werden – auch im Glauben!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7490
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