SWR3 Gedanken

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Es gibt nichts zu beschönigen. Im Jahr 2008 haben allein der Katholischen Kirche in Deutschland über 120.000 Menschen den Rücken gekehrt und jeder einzelne Austritt tut weh. Jeder und jede Einzelne hatte aber auch seine Gründe und die sind bisweilen so unterschiedlich wie die Menschen, die diesen Schritt tun. Fast allen gemeinsam ist nur, dass man sich irgendwie fremd geworden ist – der Mensch und seine Kirche. Es gibt allerdings auch den umgekehrten Weg. Wie der Austritt im einen ist auch die Taufe im andern Fall oft das letzte Kapitel einer langen Geschichte.
Zwei junge Männer in unserer Hochschulgemeinde haben es vor kurzem aufgeschlagen. In Ihren afrikanischen Heimatländern hatte es irgendwie nie geklappt mit der Taufe. Als Studierende in Deutschland fanden sie dann den Kontakt zu uns, haben uns immer wieder besucht und auch mit uns gelebt. Kirche haben sie bei uns als eine Art Hafen kennen gelernt. Ein Ort, zu dem man kommen, in dem man eine Zeit verweilen, auftanken und auch mitarbeiten kann. Ein Ort, wo man etwas von sich einbringen, aber auch Neues und Bereicherndes für sich bekommen kann. Einen Ort, den sie allerdings auch immer wieder verlassen konnten, wenn sich neue oder andere Wege im Leben auftaten - um irgendwann dann wieder zu kommen. Fragen nach dem Sinn kamen da von ganz alleine und weiß Gott nicht auf alle gab es eine Antwort. Wichtig war, dass sie gestellt und diskutiert werden konnten. Eines Tages schließlich kam der Wunsch, ganz zu der großen Gemeinschaft zu gehören, die unsere Hochschulgemeinde im Kleinen darstellt. Nicht mehr nur willkommener Gast zu sein. Kurz vor Weihnachten haben sie sich taufen lassen – das letzte Kapitel einer langen Geschichte und gleichzeitig für sie und für uns das erste einer neuen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7485
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