SWR2 Wort zum Tag

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So ein Jahr kann einen ganz schön mitnehmen. Was man erlebt oder oft genug auch erleben muss. Was hat Sie mitgenommen? Persönliche Erfahrungen. Krankheit, Trennung von Menschen. Entwicklungen in der Firma. Die Krise?
Erfahrungen, die einen mitnehmen: Darin wird einem oft gleich zweierlei zugemutet. Zum einen: Etwas nimmt mich mit: Es strengt an, belastet und zehrt an den Kräften. Und als zweites kommt oft dazu, dass ich in Erfahrung, die mich belastet hat, auch noch „mitgenommen“ wurde. Ich habe es mir nicht ausgesucht.
Ich bin im März dieses Jahres nicht freiwillig nach Winnenden gefahren. Ich musste. Der Beruf hat mich hingeführt. In diese Stadt, wo Menschen bis heute verstört sind. Sie wurden sicher auch mitgenommen in diesem Jahr, konnten nicht ausweichen und das nimmt einen dann ziemlich mit. Man muss annehmen, was man nicht selbst gewollt hat. Keiner von uns hat sich die Wirtschaftskrise ausgesucht. Keiner sich eine Krankheit gewünscht, weder die eigene und nicht die von Angehörigen. Aber ausweichen geht nicht. Man muss annehmen. Wenn man es nicht annimmt, belastet es einen auf Dauer oft noch mehr.
Die Bibel entdeckt aber im Wort „mitnehmen“ noch eine dritte Seite und der hilft mir, mitnehmende Erfahrungen noch einem anderen Licht zu sehen: Lot und seine Familie leben in Sodom, der legendären Stadt des Bösen. Die Menschen in Sodom haben mit ihrem eigenen Lebensstil ihren Untergang herauf beschworen. Lot und seine Familie ahnen das, aber es gelingt ihnen nicht, die Stadt aus eigenem Antrieb hinter sich zu lassen. Sie haben die Kraft nicht zum Aufbruch. Sie müssen gerettet werden: Werden mitgenommen aus der Stadt Sodom, von einem Engel, erzählt die Bibel. Er begleitet sie, bis sie außer Gefahr sind.
Und Sie und ich? Könnte es in diesem Jahr bei uns ähnlich gewesen sein? Dass auch uns jemand mitgenommen hat, uns an der Hand genommen, damit wir herausfinden aus einer schlimmen Situation? Oder durchkommen.
Ich glaube, dass mich gute Mächte in diesem Jahr mitgenommen haben. Damit es weiter geht. Weil etwas nicht so bleiben konnte wie es war. Oder sie haben mich begleitet durch Erfahrungen, in die das Leben mich geführt hat.
Vielleicht haben Sie auch Dinge hinter sich, die besser gegangen sind als befürchtet. Oder haben in Schwerem gespürt, dass Sie nicht allein waren. Und manches, was Sie zuerst nur mitgenommen hat, hat dann auch weiter geführt. Könnte es auch bei Ihnen und mir manchmal ein Engel Gottes gewesen sein, der uns mitgenommen hat, damit wir leben können?
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