SWR3 Gedanken

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Was ist eigentlich aus den Soldaten geworden –
jetzt, wo Weihnachten wirklich vorbei ist?
Sie wissen vielleicht: die Soldaten aus der Weihnachtsgeschichte,
die die mörderische Razzia durchgeführt haben.
Naja, so richtig gerne spricht man da ja nicht drüber,
und im Heiligabend-Gottesdienst kommt diese Geschichte
auch nicht vor. Passt ja auch nicht zur Stimmung:
die Geschichte von dem Kindermord in Bethlehem.
Ist aber wohl trotzdem passiert: ein Massenmord
an allen kleinen Jungs in Bethlehem und Umgebung.
Denn der König hatte damals was gehört
von der Geburt eines neuen Herrschers.
Genaues weiß er nicht:
irgendein Junge eben in einem Stall in Bethlehem.
Aber da will der König lieber auf Nummer-Sicher gehen
und den möglichen Konkurrenten schnell los werden.
Deshalb der Befehl an seine Soldaten,
alle kleinen Jungs in der Gegend zu töten.
Und die Soldaten gehorchen.
Aber was macht ein Soldat wohl nach so einem Auftrag?
Erst mal eine rauchen, weil es endlich vorbei ist?
Oder vielleicht schnell das Schwert abwischen,
weil man das so blutig ja nicht in den Gürtel stecken kann.
Und lieber nicht nur einmal abwischen,
sondern gründlich putzen, um ja alle Spuren zu beseitigen?
Und dabei möglichst nichts reden, lieber etwas abseits sitzen.
Am liebsten wäre man eigentlich ganz allein, aber das geht ja nicht,
man hält doch zusammen.
Hoffentlich merkt jetzt keiner, wie die Hände immer noch zittern.
Und hoffentlich sieht keiner, dass man beinahe heult.
Wenn mir jetzt doch nur ein Witz einfallen würde.
Aber vielleicht geh´ ich einfach kurz mal pinkeln.
Ist ja auch nicht mehr lange bis Dienstschluss.
Aber ich hab´ Angst vor der Nacht und vor dem Einschlafen,
denn da kommen bestimmt wieder diese Alpträume.
Wie immer nach solchen Aktionen.
Ich weiß das, aber ich kann doch nichts dagegen machen.
Oder kann ich vielleicht doch etwas machen?
Nämlich beim nächsten Befehl nicht mehr mitmachen!
Aber das ist schwer.

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