Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Die Christen glauben, dass Gott seinen Sohn als Mensch auf die Erde geschickt hat. Seine Geburt…soll in der Nacht zum 25. Dezember gewesen sein.“ Diesen Satz las ich auf der Seite für Kinder in unserer Lokalzeitung (RZ 27.11.09). Sachlich vollkommen richtig, aber der Satz klingt doch recht distanziert. So, als sei das eine kleine Minderheit mit diesem Glauben und man wisse es sowieso nicht genau. Obwohl sicherlich drei Viertel der Leser dieser Zeitung und vielleicht auch der Macher selbst Christen sind. Wir Christen tun uns schwer mit unseren Glaubensinhalten. Wir drücken uns gerne sehr vorsichtig aus. Ist ja auch verständlich, zuviel hat uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten verwirrt. Als Kinder haben wir die biblische Geschichte gelernt von Bethlehem im Lande Juda, den Hirten, Maria und Josef und dem Stall. Und es ist ja auch eine tolle Geschichte, die der Evangelist Lukas da erzählt. Aber schon die Kollegen von Lukas: Markus, Matthäus und Johannes erzählen nichts davon. Hat Lukas also die Geschichte nur erfunden? Hat er seinen Glauben: „Jesus ist der Sohn Gottes“ nur in eine schöne Geschichte gekleidet? Solche Fragen nähren unsere Zweifel an der großen Botschaft von Weihnachten: Gott wird Mensch. Etwas, was wir uns alle nur sehr schwer vorstellen können und mit dem auch viele getaufte Christen ihre Schwierigkeiten haben. Ich kann die Zweifel gut verstehen.
Mir hilft seltsamer Weise die Mathematik, um mit meinen Zweifeln umgehen zu können. Wenn Mathematiker nämlich das Problem haben, nicht genau zu wissen, ob eine Formel stimmt oder nicht, richtig oder falsch ist, dann gehen sie mal probehalber davon aus, sie könnte wahr sein und fangen an zu rechnen. Und wenn die Gleichung dann aufgeht, stimmt die Formel. Mal probehalber damit rechnen, dass die Botschaft von Weihnachten – Gott wird Mensch – stimmt. Mal probehalber damit rechnen, dass es Gott gibt, er in die Geschichte eingreift und ihm das Wohl des Menschen am Herzen liegt. Mal probehalber damit rechnen: Gott ist solidarisch mit den Armen und Hungrigen, er möchte Gerechtigkeit und Frieden für alle Menschen. Mal probehalber damit rechnen…
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7323
weiterlesen...