Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Prosit Neujahr, das möchte ich heute unseren muslimischen Mitbürgern zurufen. Denn heute feiern sie ihr Neujahrsfest. Das 1431. nach der Hedschra, dem Tag an dem Mohammed von Mekka nach Medina ging. Nach unserer Zeitrechnung war das im Jahr 622. Der Islamische Kalender richtet sich nach dem Mond und von daher sind ihre Jahre 11 Tage kürzer als unsere. Die Juden richten sich in ihrem Kalender auch nach dem Mond aber sie sind schon im Jahr 5770 angekommen. Sie feiern in dieser Woche Channuka. Das Lichterfest, welches an die Errichtung des zweiten Tempels erinnert. Eine Woche lang versammelt sich die Familie am Abend und zündet jeden Abend eine Kerze mehr am Channuka-Leuchter an. Und in einer Woche feiern wir Christen Weihnachten, die Geburt des Juden Jesus, der auch im Islam als Prophet verehrt wird.
Ist doch ganz schön, dass hohe Feiertage unserer drei Religionen in diesem Jahr mal so nahe beieinander sind. Denn eigentlich sind wir ja auch nahe bei einander. Wir haben alle den gleichen Ursprung. Wir drei: Juden, Christen und Muslime zählen zu den so genannten Abrahamitischen Religionen, d.h. Abraham ist der Stammvater von uns allen. Er, der auf den Anruf Gottes seine Heimat verlässt. Der Nomade, der immer unterwegs ist.
Eigentlich sind wir nahe beieinander, eigentlich sind wir so was wie Geschwister im Glauben. Ist es ein Gott, an den wir glauben oder sind es drei verschiedene Götter? Der Präsident der Universität von Ostjerusalem Sari Nusseibeh beantwortet diese Frage mit dem Satz: „Wenn es Gott gibt, dann ist es derselbe Gott, wenn es ihn nicht gibt, dann sind es drei verschiedene Gottesvorstellungen.“*
Schade, dass die Fundamentalisten – gleich welcher Religion – dies nicht verstehen wollen und zu Hass und Gewalt aufrufen.
Den Muslimen wünsche ich heute ein schönes Neujahrsfest, den Juden übermorgen einen fröhlichen Abschlussabend des Chanukka Festes und uns Christen ein segensreiches Weihnachtsfest in einer Woche. Denn Gott will ankommen in dieser Welt, damit Friede werde allen Menschen seines Wohlgefallens – egal ob Christen, Muslime oder Juden.


* siehe: Salomon Korn: Die Gnade des Zweifels – Dankrede zur Verleihung des Hessischen Kulturpreises. FAZ, 28.11.2009, S. 36
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7321
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