Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Gaudete – freut euch“, so heißt der 3. Adventssonntag in der Liturgie der katholischen Kirche. „Freut euch, denn bald ist Weihnachten, bald feiern wir das Ankommen Gottes in der Welt.“ Ist ja eine schöne Aufforderung, aber die biblischen Texte, die heute vorgelesen werden, passen nicht dazu. Heute geht es nämlich um Johannes den Täufer, und der ist einer, der eher Angst und Schrecken verbreitet als Freude. Er sagt den Leuten seine Meinung ohne wenn und aber. Er redet wie Jesus vom Kommen Gottes in der Welt, dabei formuliert er dies aber mehr als Droh- denn als Frohbotschaf: „Ihr Schlangenbrut….Glaubt nun ja nicht, nur weil ihr Abraham zum Vater habt, weil ihr zum auserwählten Volk gehört, kann euch nichts passieren. An euren Taten werdet ihr gemessen, nicht aber an eurer Volkszugehörigkeit oder Religion.“ Nun, solche Sätze sind nicht unbedingt ein Grund zur Freude, damals nicht und heute auch nicht. Sagen sie doch: Wiegt euch nicht in Sicherheit nach dem Motto: Wir sind Christen, wir sind Deutsche, wir sind das und das, uns kann nichts passieren. Nein, wenn der Tag des Gerichts kommt, wirst Du nicht gefragt, welcher Religion hast du angehört, sondern was hast du getan oder was hast du unterlassen? Bei einigen seiner Zuhörer hat seine Drohbotschaft gezündet, sie fragen ganz verängstigt: „Was sollen wir tun?“ Und da wird der unbarmherzige Bußprediger Johannes auf einmal recht zahm. Keiner wird dazu verdonnert in Sack und Asche zu gehen, zu fasten oder sich zu geißeln. Sondern seine Anweisungen sind recht einfach und eigentlich auch erfüllbar. Den Zöllnern sagt er: Haut keinen übers Ohr, verlangt nicht mehr als festgesetzt ist. Den Soldaten sagt er: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit dem Sold. Und allen andern gibt er den Tipp: Teilt, sorgt für Gerechtigkeit, wer zuviel hat, soll dem abgeben, der nichts hat. Eigentlich eine ganz einfache Sache. Und das ist dann doch ein Grund zur Freude. Keine religiöse Spitzenleistung wird von uns verlangt, sondern lediglich für Gerechtigkeit zu sorgen. Denn wo Gerechtigkeit herrscht, da kommt Gott an in der Welt, wie von selbst und nicht nur an Weihnachten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7317
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