SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Den nicht christlichen Religionen begegnen wir heute sehr viel unmittelbarer als früher, vor allem in den Menschen, die unter uns leben. Dabei wird auch deutlicher, was Religionen verbindet und in was sie sich unterscheiden. Auch kann es geschehen, dass Worte, die wir seit langem aus der Bibel kennen, einen neuen Klang bekommen, wie zum Beispiel die ersten Verse aus dem Hebräerbrief: „In der Vergangenheit hat Gott oft und auf verschiedene Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Jetzt, am Ende der Zeit, hat er zu uns durch seinen Sohn gesprochen“.
So beschreibt ein Christ aus der frühen Zeit der Kirche seine Beziehung zum Glauben der Juden. Er sagt: Gott spricht auf vielerlei Weise und er hat es schon viele Male getan. Das Neue, Besondere seines Glaubens sieht dieser Christ darin, dass Gott durch den Menschen Jesus von Nazareth gesprochen hat, und dass er auch weiterhin durch ihn spricht. Gott spricht sich gleichsam aus im Leben dieses Menschen Jesus, der von den einen verehrt und geliebt und von anderen abgelehnt wurde, weil er unbefangen auf Menschen zuging und denen bevorzugt Beachtung schenkte, die in den Augen ihrer Mitmenschen zur damaligen Zeit keine Beachtung verdienten.
Die Bibel des Neuen Testamentes sagt, wer Gott ist, indem sie erzählt, wer Jesus war, was er gesagt und getan hat. Die Evangelien wurden aufgeschrieben, damit wir, durch sie inspiriert, auf das hören lernen, was Gott uns heute zu sagen hat. Nicht Glaubenssätze oder Verhaltensregeln stehen im Vordergrund, sondern das Leben Jesu. In ihm hat sich gezeigt, was wir über Gott wissen und von ihm erhoffen können. Er ist Güte, die Menschenfreundlichkeit Gottes in Person.
Der spanische Theologe und Mystiker Johannes vom Kreuz, ein Zeitgenosse von Martin Luther, sagt: „Indem Gott uns den Sohn gab...hat er alles auf einmal... gesagt ... weiter brauchte er uns nichts mitzuteilen.“ In unseren Tagen sagt es eine Theologin (Dorothea Sattler) so: „Christen bekennen ihr Vertrauen, dass in der Gestalt des Menschen Jesus von Nazareth Gottes eigenes Wort ertönt. Dieses Wort ist eine Zusage Gottes. Sie lautet: Du Mensch sollst sein. Auch die anderen Geschöpfe sollen sein. Ich habe sie erschaffen. Achte auf sie und schädige niemanden. Und wisse, dass ich dich auch dann nicht fallen lasse, wenn du es tust. Vertraue darauf.“
Für Christen ist das Evangelium von Jesus Christus ein verlässlicher Weg in ihrer Suche nach Gott. Dabei werten sie andere Wege und Vorstellungen nicht ab, sondern suchen das Gespräch. Denn – so der Hebräerbrief ‚Gott sprach viele Male und auf unterschiedliche Weise’.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=727
weiterlesen...