SWR3 Gedanken

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Da sage noch mal einer, dass sich Freundlichkeit nicht auszahlt! Jetzt hat eine Französin ihr gesamtes Vermögen an etwa 200 Menschen vererbt. Diese haben nur eines gemeinsam: sie waren irgendwann mal freundlich zu ihr.
Die Frau hieß Jeannine und ist vor über einem Jahr im nordfranzösischen Städtchen Dieppe gestorben. Bei ihrer Beerdigung waren keine 10 Trauergäste da, denn sie war weder verheiratet, noch hatte sie Kinder oder Geschwister. Und obwohl sie ganz bescheiden in einer Wohnsiedlung gelebt hat, hatte sie stolze 280.000 Euro zu vererben.
Die Glücklichen waren unter anderem ein Apotheker, Kassiererinnen in einem Supermarkt, ein Busfahrer, ein Metzger und verschiedene Krankenpfleger. Es reichte jeweils ein freundliches Wort, eine kleine Hilfestellung oder eine zuvorkommende Bedienung, um Erbe von Jeannine zu werden. Jeder von ihnen bekommt ca. 1.200 Euro.
Jeannine hatte seit Jahren Personen notiert, die ihr etwas Gutes getan haben. Und da sie ihre Erben nicht alle mit Namen kannte, musste ihr Notar richtige Detektivarbeit leisten, um das Erbe zu verteilen. Selbst nach über einem Jahr hat er noch nicht alle Erben gefunden.
„Falls sich einer der Erben nicht an mich erinnert:“, so schreibt Jeannine in ihrem Testament, „ich bin die alte Dame mit dem weißen Regenmantel und den zwei Gehstöcken.“
Mich hat Jeannines Idee begeistert. Aber ich werde jetzt bestimmt nicht Ausschau danach halten, welcher alten Dame ich helfen kann, nur damit sie mich hoffentlich in ihrem Testament erwähnt. Aber die Großzügigkeit von Jeannine zeigt mir, wie sehr sich manche Menschen über Kleinigkeiten freuen. Und auch wenn ich für einen kleinen Gefallen nicht gleich erbe, Freundlichkeit zahlt sich meistens aus. Und manchmal anders, als wir denken.
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