SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Auf dem Sparbuch sinken die Zinsen, beim Dispokredit steigen sie. Und irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, der Dumme in Sachen Geld bin immer ich. Manchmal hab ich davon so richtig die Nase voll. Aber spätestens an der Supermarktkasse merke ich dann: so ganz ohne Geld geht´s wohl doch nicht.
Für Heidemarie Schwermer schon. Sie hatte auch die Nase voll vom Geld. Und 1994 hat sie entschieden: ab sofort lebe ich ohne.
Ohne Geld, wie das geht? Es fing an mit einem Tauschring, den sie gegründet hat. Dabei hat sie gemerkt, dass sie immer weniger Geld braucht. Schließlich hat sie ihren Job aufgegeben und die Versicherungen gekündigt. Seitdem hütet sie Kinder, Häuser oder Haustiere. Sie macht Gartenarbeit, putzt und kocht. Als Gegenleistung bekommt sie Essen und ein Dach über dem Kopf. So ist inzwischen ein richtiges Netzwerk von Kontakten entstanden.
Dieses Leben schränkt natürlich ein. Heidemarie Schwermer hatte manchmal kaum was zu Essen. Außerdem muss sie sich immer wieder an die Lebensweisen anderer Menschen anpassen. Aber Verzichten, so sagt sie, ist eben ein Lernprozess. Einfach sich in ein Café setzen und ein Eis essen geht nicht mehr. „Ich musste erst einmal lernen, nur das zu wollen, was ich wirklich brauche.“
Inzwischen ist Heidemarie Schwermer Rentnerin. Das meiste ihrer Rente verschenkt sie. Denn sie will nicht mehr zurück in die Welt mit Geld. Ihr Experiment dauert nun schon 15 Jahre und sie empfindet sich alles andere als arm. Sie sagt: „Ich lebe in Fülle, weil ich nur das haben will, was ich wirklich brauche. Und das ist echte Freiheit!“
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