Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Immer, wenn das Telefon nicht klingelt, weiß ich, es ist für mich.
Der Satz steht in meinem Adventskalender. Er verwirrt mich. Ist scheinbar sinnlos. Zwingt mich nachzudenken. Was mache ich mit einem Telefon, das nicht klingelt? Hebe ich den Hörer ab, ist niemand dran. Verlorene Zeit. Nichts, das mich zuhören lässt. Und doch ist es für mich.
Merken Sie was? Die letzten dreißig Sekunden habe ich mich tatsächlich mit „nichts“ beschäftigt. Ich warte und es klingelt nicht. Diese Zeit war für mich ganz allein.
Wer wirklich Advent haben will, der kann sich mit solchen Sätzen und Übungen tatsächlich etwas Gutes tun.
Johannes der Täufer aus der Bibel hat es etwas anders gemacht. Der blickte nicht sein Telefon an, das gab es zu biblischen Zeiten noch nicht. Der ging in die Wüste, suchte dort Ruhe und Abgeschiedenheit. Der wollte Augen und Ohren ganz für Gott frei haben. Jesus wird auch später die Abgeschiedenheit der Wüste aufsuchen, um wichtige Entscheidungen treffen zu können. Um Klarheit zu bekommen, was Gott mit ihm vorhat. Viele „Wüstenväter“, große Christen, Einsiedler und Heilige haben es ebenso getan. Heute legt manch einer dann und wann einen „Wüstentag“ in seinem Alltag ein. Er begibt sich auf die Reise nach innen. Und manchmal hat man Glück: man wird frei von allen Wünschen und Begierden, von allem, was den Geist ablenkt, von den tagtäglichen Beschäftigungen und Sorgen. Wer das schafft, der kann sich Ruhe gönnen in sich selbst. „In der Wüste ruft eine Stimme. Bereitet dem Herrn den Weg.“ Das ruft Johannes der Täufer. Dieser Satz aus der Bibel gehört für Christen zum Advent. Man muss ihn bei allem Lärm um uns herum aber auch hören. Wo ist der Platz dafür? Wo ist die Zeit dazu? Es ist die Zeit, in der das Telefon nicht klingelt. Die ist für mich!
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