SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Unser ganzes Leben verbringen wir mit der Suche nach seinem Sinn. Aber vielleicht liegt der Sinn ja gerade in dieser Suche...?!“
Diesen Satz habe ich kürzlich gelesen, und er hat sich bei mir festgesetzt. Stimmt er überhaupt? Muss ich immer auf der Suche bleiben und darf gar nicht darauf bauen, einmal einen Zipfel Sinn zu entdecken? Oder kann ich darauf hoffen, dass die Suche ein Ziel findet in Gott, weil er der Ursprung und eben auch das Ziel allen Lebens ist?
Wahrscheinlich ist beides richtig.
Mir sind schon viele Sinnsucher begegnet, auch Menschen, die gerne einmal über den Glauben und über Gott reden möchten, aber nirgends Gelegenheit haben, dies einmal offen und gelassen zu tun. Für viele bildet gerade die Kirche ein Hindernis, an dem sie nicht vorbeikommen, weil zu viel Last der Geschichte, vielleicht auch der eigenen Biographie mitschwingt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieses offene Reden sehr bereichernd ist. Aber ich brauche dafür die richtige Atmosphäre und Andere, die gemeinsam mit mir suchen.
Diese Atmosphäre habe ich in kirchlichen Gruppen gefunden. In der kirchlichen Jugendarbeit vor allem, in Gottesdiensten bei denen tiefe Gemeinschaft spürbar war, oder auch im Gespräch mit Menschen, die sich auf die Taufe ihrer Kinder vorbereitet haben. Immer ging es darum, dem Leben und dem Glauben auf den Grund zu gehen und dabei Zweifel und kritische Stimmen nicht außen vor zu lassen.
Habe ich durch diese Gespräche den Sinn des Lebens entdeckt? Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich’s jetzt im Griff habe. Aber ich habe eine Ahnung davon bekommen, dass ich Teil eines großen Ganzen bin und dass nicht der Zufall das Prinzip des Lebens ist. Teil eines großen Ganzen zu sein, dass ist schon so ein Zipfel Sinn. Das lässt mich ruhig werden und ich fühle mich wie einer, der von einem Berggipfel aus die Welt vor sich liegen sieht. „Friede des Herzens“ haben christliche Mystiker diesen Zustand genannt.
Leider klappt dass bei mir nicht, dass ich diesen inneren Frieden Tage und Wochen mit mir trage. Ich muss mich danach wieder ins Gewühl stürzen und dass ist häufig genug alles andere als gelassen und ruhig.
Aber ich zehre von der Sinnsuche und davon, was ich gemeinsam mit anderen entdeckt habe. Die Kraft, die ich davon in meinen Alltag mitnehme möchte ich nicht mehr missen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7198
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