SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„1, 2 oder 3 – Du musst dich entscheiden, drei Felder sind frei.“ So heißt es in einer bekannten Quizsendung für Kinder. Eine Weile können die kleinen Kandidaten noch zwischen drei Feldern hin und her springen. Dann jedoch müssen sie auf einem Feld stehen bleiben, eine Entscheidung treffen.
In unserem Alltag gibt es auch oft Entscheidungen zu treffen. Etwa beim Einkaufen, oder beim Fernsehprogramm. Entscheidender wird’s schon bei der Wahl des Ehepartners oder bei der Wahl der Schule für das eigene Kind.
Ich finde es anstrengend, dass ich dauernd gezwungen bin, mich zu entscheiden. Am liebsten halte ich mir Wahlmöglichkeiten so weit wie möglich offen. Die Möglichkeit, aus einer riesigen Auswahl aussuchen zu können scheint mir attraktiv und mir nie den Weg zurück zu verbauen macht es noch attraktiver. Nicht nur mir geht das so. Für viele ist genau das der Inbegriff von Freiheit.
Das zeigt sich auch im religiösen Bereich. Der Trend geht dahin, sich in den Weltreligionen zu bedienen - überall etwas Nettes herauszunehmen. „Patchwork-Religion“ heißt das; eine Religion, zusammengesetzt wie eine große Flickendecke. Schließlich findet sich so vieles in den Religionen, das spannend, tröstlich, interessant, schön ist.
Ich habe aber erfahren: Es tut gut, es befreit, sich auf eine Gemeinschaft einzulassen. Nicht immer auf die anderen offenen Türen zu schielen und sich dabei zu verlieren im Meer der Möglichkeiten.
Wer sich auf ein gewachsenes Fundament stellt, kann sich getragen wissen von vielen Erfahrungen von vielen Menschen. Was man als ungut empfindet, darf man dann auch ruhig kritisieren. Schließlich ist nichts und niemand perfekt.
Das Schöne ist aber, dass ein gemeinsamer Weg beschritten wird, wenn sich jemand auf den Glauben einlässt. Dann ist es möglich, die bereichernden Dinge für sich zu entdecken, die die christliche Botschaft enthält. Nicht auf alle offenen Fragen wird es eine Antwort geben, aber vieles kann in einem anderen Licht erscheinen. Vieles kann neuen Sinn machen.
Ich habe erfahren, dass diese gemeinsame Suche mich weiterbringt und dass die Gemeinschaft mich tragen kann – auch wenn die Sinnsuche einmal besonders schwierig ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7197
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