Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Morgen beginnt das neue Jahr. Ja, Sie haben richtig gehört. Das neue Jahr fängt morgen an. Zumindest in der Kirche. Da ist nämlich der erste Advent der Beginn des neuen Kirchenjahrs.

Ich mag diesen Jahresbeginn. Weil er so leise und überraschend kommt. Und so unauffällig. Da wird einfach nur eine Kerze am Adventskranz angezündet und damit wird deutlich: Jetzt beginnt etwas Neues.

Aber ich mag diesen Jahrswechsel auch, weil er so quer steht zu allem, was in dieser Zeit passiert. Da werden Jahresabschlüsse gemacht und Rückblicke gehalten, die letzten Rechnungen müssen vom Tisch und das Unerledigte muss unbedingt fertig werden. Alles scheint so auf das Ende des Kalenderjahres hin zu laufen und manches bekommt auf einmal eine ganz eigene Dynamik.
Da sagt der erste Advent: Halt! Jetzt fängt schon etwas Neues an. Morgen schon beginnt eine neue Zeit. Eine Zeit, in der noch etwas anderes wichtig ist als nur das, was alles zu erledigen ist.

Die Bibel erzählt von einem Propheten, der hat im Namen Gottes zu den Menschen gesagt: „Denkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige. Denn siehe, ich will ein Neues schaffen. Erkennt ihr`s denn nicht?“ (Jes 43,17-18)

So ähnlich verstehe ich den Jahresanfang am ersten Advent. Da beginnt etwas Neues. Und ich bin eingeladen hinzuschauen und es zu erkennen.
Aber um etwas zu erkennen, muss ich erst mal von all dem anderen, was mich beschäftigt aufschauen. Ich muss das, was sonst alles dran ist, mal beiseite schieben und Platz machen für das Neue.
Denkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige: das heißt für mich zu Beginn des Advents mal eine Pause machen von all dem, was jetzt unbedingt sein muss. Die Stapel Papier und die langen Listen von Aufgaben wenigstens am Sonntag nicht beachten. Sondern nur auf die eine Kerze am Adventskranz schauen, die da brennt. Und merken: das ist schon was Neues: ein kleines Licht, das einfach nur brennt. Mitten in den dunklen Tagen. Und wenn ich es anschaue, werde ich ganz ruhig. Obwohl um mich herum alles stressig ist.

Dieses kleine Licht erzählt nämlich von der Hoffnung, dass das Leben gut werden soll. Dass Gott will, dass die Menschen nicht nur Stress haben und unter Druck stehen. Sondern dass sie Zeit haben für sich und füreinander. Und dass sie merken, es gibt noch mehr als Arbeit und Leistung. Zum Beispiel Freundschaft und Liebe.

Das alles feiern wir morgen am ersten Advent und beginnen damit mitten im Alten etwas Neues. Ich wünsche Ihnen dazu einen guten Jahreswechsel.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7192
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