Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Das Leben ist zu kurz, um einen schlechten Wein zu trinken.“ Das ist einer meiner Grundsätze, und meine Freunde wissen, dass ich mich daran halte. In meinem Keller liegen etliche Flaschen von guten Lagen – für alle Fälle, wenn es etwas zu genießen und zu feiern gibt.
»Deidesheimer Paradiesgarten«, »Dirmsteiner Herrgottsacker«, »Maikammerer Kapellenberg«, »Wormser Liebfrauenstift«, »Edenkobener Heilig Kreuz« – es gibt beim Wein viele Lagebezeichnungen mit christlichen Begriffen. Darin spiegelt sich wider, dass der Wein zutiefst mit unserer christlichen Lebenskultur verbunden ist.
Das ist auch kein Wunder. In der Bibel ist über 200 Mal vom Wein die Rede. In einem Psalm preist der Beter Gott für den „Wein, der das Herz des Menschen erfreut“ (Ps 104, 15). Das illustriert später auch die Geschichte von der Hochzeit zu Kana. Beim ausgiebigen Feiern geht mittendrin der Wein aus. Auch Jesus ist auf der Hochzeit eingeladen, und er verwandelt Wasser in besten Wein. Damit bewahrt er das Brautpaar vor der drohenden Blamage. Und er ermöglicht der ganzen Hochzeitsgesellschaft, dass sie ausgelassen weiter feiern kann. Es heißt in der Bibel, Jesus habe damit bewusst ein Zeichen gesetzt – ein Zeichen dafür, dass er das Leben liebt und die Menschen, ein Zeichen dafür, dass Gott es mit den Menschen gut meint. Das kommt im Wein zum Ausdruck.
Deshalb darf der Wein auch im Himmel nicht fehlen. Der Prophet Jesaja malt im Auftrag Gottes Bilder von der Vollendung des Lebens aus, und in einem davon heißt es: „Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen.“ (Jes 25, 6)
Das sind doch schöne Aussichten! Der Wein als Zeichen für das „Leben in Fülle“, das wir dann bei Gott voll und ganz genießen können. Dafür ist ein guter Wein durchaus ein Vorzeichen. Im Sinn der Bibel könnte man sagen: Wer in froher Runde einen guten Tropfen genießt und so das feiert, was das Leben sinnvoll macht, dem kann der Wein einen Vorgeschmack auf den Himmel vermitteln, auf die Vollendung unseres Lebens, die Gott uns allen einmal schenken möchte.
So wünsche ich Ihnen gerade für die närrischen Tage, dass Sie einen guten Wein „mit Andacht genießen“ können – dass sie bei aller Lebensfreude dankbar an den denken, der uns alles Gute schenkt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=717
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