SWR3 Gedanken

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„Wenn es dunkel ist, braucht man ein Licht. Damit man sieht, wohin man laufen soll.“ Sagt die kleine Emma und leuchtet mit ihrer Taschenlampe sorgsam die dunkle Treppe aus. „Da hast du recht“, sage ich. Und denke bei mir: „Gott sei Dank weißt du noch gar nicht, wie recht du hast.“

„Wenn es dunkel ist, braucht man ein Licht. Damit man sieht, wohin man laufen soll.“ Thomas ist verheiratet, hat zwei Kinder und ein Eigenheim. Vor kurzem hat Thomas sich verspekuliert. Wollte das große Geld machen, hat alles verloren. Jetzt steht alles auf dem Spiel. Das Haus, seine Ehe, seine Existenz.

Bisher weiß das nur Thomas. Und der Arzt, der ihn wieder zusammengeflickt hat. Weil Thomas sich mit seinem Auto um einen Brückenpfeiler gewickelt hat. Auf der Straße waren keine Bremsspuren. Thomas hat nicht mehr gewusst, wohin er laufen soll. Deswegen wollte er lieber in den Tod fahren.

„Wenn es dunkel ist, braucht man ein Licht. Damit man sieht, wohin man laufen soll.“ Manchmal empfinden Menschen das Leben als einen großen dunklen Raum. Voller Ängste und Gefahren. Nichts ist mehr sicher, schon gar nicht der nächste Schritt. Manchmal empfinden Menschen sich selbst als einen großen dunklen Raum. Ohne Hoffnung, ohne Perspektive. Nichts gibt mehr Halt, ich sehe keinen nächsten Schritt.

Einen nächsten Schritt gibt es bei Gott. Der sagt: Mensch, ich sehe dein Dunkel. Ich sehe, wo du Fehler machst, wo du andere verletzt, wo du dich selbst verletzt, wo du dir Wege verbaust. Mensch, ich sehe das alles. Ich sehe, dass du ein Licht brauchst, wenn es in dir dunkel ist. Und ich will, dass du den nächsten Schritt tust, dass dir ein Licht aufgeht, dass du deinen Weg findest. Gib mir deine Hand. Sagt Gott.

„Wenn es dunkel ist, braucht man ein Licht. Damit man sieht, wohin man laufen soll.“ Heute ist Buß- und Bettag. Heute reden wir in den Gottesdiensten davon, dass Gott immer wieder seine Hand anbietet. Licht sein will. Für Thomas, für mich, für jeden, der ab und an nicht mehr weiß, wohin er laufen soll. Und das nicht nur am Buß- und Bettag. Sondern an jedem Tag, den wir leben.
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