Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!“ – eine gute Regel für gelungene Kommunikation

„Am besten sag ich nicht mehr. Du verstehst mich ja doch nicht!“ Ein harter Vorwurf. Da ist etwas schief gelaufen im Gespräch. Ein Missverständnis oder eine tiefere Störung in der Kommunikation. Die gibt es in vielen Variationen, und das kann das Leben ganz schön schwer machen. Woran liegt das?
Wenn ich solche Situationen mitbekomme, muss ich oft an ein paar Sätze des Apostels Paulus denken. In seinen Briefen schreibt er: „Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!“ (Röm 12, 10). Und: „In Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen“ (Phil 2, 3-4). Paulus macht darauf aufmerksam: Es kommt auf die Grundhaltung an, die ich dem anderen gegenüber habe. Davon hängt wesentlich ab, ob ein Gespräch gut läuft oder nicht. Paulus empfiehlt dafür gegenseitige Achtung, das sich dem anderen mit Ehrfurcht begegne. Wenn ich den anderen höher schätze als mich selbst, dann ist das der erste Schritt, dass wir uns verstehen können.
Und wie sieht das praktisch aus? Da hilft mir eine Regel des heiligen Ignatius von Loyola, dem Gründer der Jesuiten. Er war ein Meister der Kommunikation. Seinen Mitbrüdern legte er für ihre Gespräche ans Herz: „(An eurer Stelle wäre ich) langsam im Sprechen, indem ich das Hören für mich nutze; ich wäre ruhig, um die Auffassungen, Gefühle und Willen derjenigen, die sprechen, zu verspüren und kennen zu lernen, um (dadurch) besser zu antworten oder zu schweigen.“ Das heißt: Lasst euch Zeit und hört zunächst gut zu! Was denkt der andere? Welche Gefühle hat er? Was ist ihm wichtig? Was will er? Das gilt es herauszuhören. Das sollt ihr selbst innerlich nachempfinden. Dann erst könnt Ihr eine gute Antwort geben. Oder schweigen, wenn das besser ist.
Ignatius hat Recht: Das liebevolle Hören öffnet dem anderen den Raum, in dem er da sein kann. In dem er sich geachtet und verstanden fühlt. Und nur wenn der andere spürt, dass ich ihm mit Achtung, ja mit Hochachtung begegne, nur dann kann das gegenseitige Verständnis wachsen.

Die Regel des hl. Ignatius und weitere Hinweise zum Gelingen von Kommunikation sind zu finden in: Willi Lambert, Die Kunst der Kommunikation. Entdeckungen mit Ignatius von Loyola, Freiburg 2006 (die zitierte Regel auf S. 70-71).https://www.kirche-im-swr.de/?m=7125
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